1. Zauberhaft 02


    Datum: 16.03.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bybumsfidel

    ... hielt.
    
    "Du kannst scho Deitsch mit mirr reda."
    
    Ich sah, wie meine Mutter drinnen bezahlte und hatte es plötzlich eilig. Wollte ich doch noch ein Bild von ihr machen.
    
    "Morgen um zehn hier, okay?", rief ich ihm zu und lief davon.
    
    Aus den Augenwinkeln sah ich sein verblüfftes Nicken. Mal schauen, vielleicht wurde der Urlaub ja doch noch ganz nett. Auch wenn ich mich an seine Sprache noch gewöhnen musste, sonst sah er ganz viel versprechend aus: Groß und schlank, dunkle mittellange Haare, lustige Augen, weißes Hemd und so eine komische Lederhose mit Schlabberlatz. Die strammen Waden steckten in viel zu dicken Wollsocken und die wiederum in den hier obligatorischen Wanderschuhen. Was anderes gab es hier in der Wildnis vermutlich nicht.
    
    Nervös wachte ich am nächsten Morgen auf. Würde er da sein? Oder schon wieder ein Tag Fingerspiel? Ich duschte fünf Minuten länger als sonst, machte mich nach dem Frühstück davon. Vorsichtig sah ich um die Ecke. Ich bin doch nicht blöd und stell mich wartend vor die Bäckerei. Wie sieht das denn aus? Da stand er und sah sich suchend um. Ich wartete noch zehn Minuten, einerseits um ihn zappeln zu lassen, andererseits um mein Herzklopfen zu beruhigen.
    
    Dann ging ich drei Schritte zurück, nahm Anlauf und ging beschwingt um die Ecke.
    
    Küsschen links, Küsschen rechts.
    
    "Musstest du lange warten?", fragte ich mein verblüfft verlegenes Gegenüber.
    
    Vertraute Begrüßungen waren hier auf dem Dorf wohl nicht üblich.
    
    "Ah na", ...
    ... radebrechte er in seinem Slang.
    
    "Können wir uns auf Deutsch einigen?", fragte ich ihn. "Das macht unsere Konversation bestimmt einfacher!"
    
    "Konver was?"
    
    "Reden. Miteinander. Und so", erklärte ich ihm.
    
    Was hatte ich mir denn da für einen Dorfdeppen geangelt?
    
    "Ah ja."
    
    Sein Gesicht hellte sich auf.
    
    "Wo gehen wir hin?", fragte ich ihn.
    
    "Alm?"
    
    "Okay."
    
    Ich hatte hier noch keine Kneipe namens Alm gesehen, also mal schauen, in welche stillen Gassen er mich hineinführen würde.
    
    Ich hakte mich bei ihm unter, plapperte munter drauf los, erntete ab und ein 'Ja' oder auch mal ein Ja!' oder ein 'Ja?'. Dann kam ich drauf, dass ich seinen Namen noch nicht kannte.
    
    "Wie heißt du eigentlich?"
    
    "Sepp."
    
    "Sepp? Heißen hier eigentlich alle Sepp?"
    
    "Ne, einige heißen auch Josef", antwortete er todernst.
    
    Ich nickte und verstand den Witz nicht. Warum schaute er mich so komisch an? Und warum stieg der Weg immer mehr an? Wo waren die Häuser geblieben? Vor lauter Schwatzen hatte ich gar nicht mitbekommen, dass wir längst aus dem Ort raus waren. Ich drehte mich um und nahm zum ersten Mal bewusst die Gegend in mich auf.
    
    "Schön habt ihr's hier", sagte ich.
    
    "Du bist schee", antwortete er.
    
    Etwas holprig das Kompliment, aber ich freute mich. Dann presste er sich stürmisch an mich und steckte mir seine Zunge ins Gesicht.
    
    "Hey, langsam!", bremste ich ihn, obwohl es eigentlich genau das war, was ich brauchte.
    
    Ich nahm ihn bei der Hand, lief los und zog ihn hinter ...
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