Argonauta Kapitel 01-02
Datum: 29.06.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byPanthera_tigris
... Morgen),
ja, ich bin gut angekommen. Flug war ok, aber der Jetlag ist fies.
LG Julia
Nur wenig später hatte Gina bereits eine neue Nachricht geschickt:
Gina (07:07 Uhr):
Du Arme! Hoffentlich erholst du dich schnell. Was hast du für heute geplant?
Julia (07:07 Uhr):
Wird schon werden. Treffe mich heute mit Prof. Davies.
Gina (07:08 Uhr):
Und abends?
Julia (07:08 Uhr):
Werde ich zeitig ins Bett gehen und mich ausschlafen.
Gina (07:09 Uhr):
Du kannst nicht immer daheim hocken. Du solltest endlich mal wieder ausgehen, Süße.
Julia (07:09 Uhr):
Weißt doch, ich geh nicht gern feiern.
Gina (07:09 Uhr):
Komm schon ... Wie willst du sonst einen Typen kennenlernen?
Gina (07:09 Uhr):
Oder ein Mädel? ;-)
Julia musste leicht lächeln als sie Ginas augenzwinkernde Nachricht gelesen hatte, eine Anspielung auf Julias sexuelle Orientierung. Gina hatte sie es zu verdanken, dass Julia vor einigen Jahren entdeckt hatte, dass sie -- genau wie ihre beste Freundin -- bisexuell war. Für Julia war es anfangs schwierig gewesen, diese Erkenntnis zu verdauen, inzwischen hatte sie jedoch akzeptiert, dass sie nicht nur auf Männer, sondern ab und an auch auf Frauen stand.
Doch ihr letztes romantisches Abenteuer lag schon eine ganze Weile zurück. Ein kalter Schauer lief Julia über den Rücken als sie plötzlich wieder von sorgfältig verdrängten Erinnerungsfetzen eingeholt wurde. Es schmerzte immer noch. Nach all der Zeit.
Julia (07:10 ...
... Uhr):
Ich habe aber keine Lust, jemanden kennenzulernen.
Gina (07:12 Uhr):
Ach komm schon, irgendwann musst du doch mal wieder aus deinem Schneckenhaus kriechen. Wie lange ist das mit Tom schon her? Lass die Vergangenheit endlich mal hinter dir und dich auf was Neues ein! Deswegen wolltest du doch diesen Neuanfang in Australien.
Da war er wieder, dieser eisige Griff um ihren Hals, der Julia die Kehle zuschnürte und sie am Atmen behinderte. Sein Gesicht erschien vor Julias geistigem Auge. Mundwinkel, die sich zu einem breiten Grinsen verzogen. Ein tiefes Grübchen in der Wange. Und ein Paar gütiger, rehbrauner Augen. Julia spürte deutlich den Schmerz in ihrer Brust aufflammen als stieße man ein rot glühendes Messer tief in ihre Eingeweide. Nach all den Jahren waren die Wunden immer noch nicht verheilt.
Es hieß, dass die Zeit alle Wunden heilte. Doch das stimmte nicht, wie Julia jeden Tag aufs Neue am eigenen Leib erfahren musste. Manche Verletzungen waren zu tief, um jemals zu heilen. Stattdessen bildeten sie schorfige, lebenslang schmerzende Narben, die einen grässlich entstellten und die grausame Eigenschaft besaßen, eine permanente Erinnerung an ein Ereignis zu sein, das man lieber vergessen würde. Das galt für die körperlichen wie für die seelischen Verletzungen.
„Tom, ich vermisse dich", flüsterte sie leise, doch niemand außer ihr selbst konnte ihre Worte hören.
Minuten verstrichen, ohne dass Julia zu einer weiteren Antwort fähig gewesen wäre. Das Gerät in ihrer ...