1. Argonauta Kapitel 01-02


    Datum: 29.06.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byPanthera_tigris

    ... abhingen und ein Bier nach dem anderen tranken, blieb er an seinem Schreibtisch und schob Überstunden. Wie viele davon er im Laufe seines Berufslebens angehäuft hatte, wusste er nicht genau. Mindestens die Hälfte davon hatte er unbezahlt gearbeitet. Selbst am Wochenende hatte er Arbeit mit nach Hause genommen, sehr zum Leidwesen seiner Frau Maddie. Doch seine Vorgesetzten waren von seiner harten Arbeit mehr als angetan und wussten seine Mühen zu würdigen. Vor gut drei Jahren war er nun zum Filialleiter befördert worden, mit eigenem Büro und eigener Sekretärin. Der nächste Schritt würde die Abberufung in die Hauptzentrale sein, aber bis dahin war der Weg noch weit.
    
    „Guten Morgen, Mrs. Schmidt", begrüßte er gut gelaunt seine Sekretärin als er an diesem Morgen sein Büro betrat. Zufrieden stellte er fest, dass der Kaffee bereits durch die Filtermaschine gurgelte und sich ein wohliges Aroma in der Luft ausbreitete. Auf Mrs. Schmidt war eben absolut Verlass.
    
    „Morgen Chef", antwortete eine ältliche Dame mit schlohweißem Haar, das sie zu einem Dutt gebunden hatte und ihr das Aussehen einer strengen Hausdame verlieh. Die halbmondförmigen Gläser ihrer Nickelbrille, die auf einer hakenförmigen Adlernase ruhte, unterstrichen diesen Eindruck noch.
    
    „Was steht heute an?", fragte Douglas, während er nach der Tageszeitung griff, die seine Sekretärin bereits für ihn bereitgelegt hatte. Das war sein allmorgendliches Ritual, das er sich gönnte, seit man ihn befördert hatte. Wenn er ...
    ... schon den ganzen Tag für die Bank schuftete, würde man ihm doch wenigstens diese eine halbe Stunde am Morgen gönnen, die er mit einer Tasse heißen Milchkaffees und dem Studium der Tagespresse zubrachte.
    
    Mrs. Schmidt machte sich nicht die Mühe, in den Terminkalender zu schauen. Douglas verblüffte es immer wieder, aber die Gute schien tatsächlich sämtliche seiner Termine auswendig zu kennen. Seit er sie kannte, hatte sie sich noch nie geirrt. In drei Wochen würde die erfahrene Dame in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Douglas vermisste sie jetzt schon. Das junge Ding, das seit gut zwei Monaten von Mrs. Schmidt eingearbeitet wurde, bemühte sich zwar sichtlich, doch an die Qualitäten ihrer Mentorin reichte sie um Längen nicht heran.
    
    „Um zehn haben Sie eine Besprechung mit dem Bürgermeister. Es geht um das Darlehen für den Ausbau des Containerhafens."
    
    „Ach ja, richtig. Was vermuten Sie, wird es wieder teurer als seine Leute im Bauamt ursprünglich kalkuliert hatten?", fragte Douglas, der an der Meinung seiner helfenden Hand stets sehr interessiert war.
    
    Mrs. Schmidt zuckte die Achseln. Dann grinste sie und sagte mit bissigem Unterton: „Sie wissen doch, die Stahlpreise sind explodiert."
    
    „Es wird diesmal keine Ausweitung des Kreditrahmens geben", sagte Douglas, der sich die Kanne griff und Kaffee in seine Tasse eingoss.
    
    „Wie ich Sie kenne, werden Sie am Ende doch wieder klein bei geben, Chef. Sie haben halt ein gutes Herz."
    
    „Ein viel zu gutes Herz, fürchte ich. ...
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