Argonauta Kapitel 01-02
Datum: 29.06.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byPanthera_tigris
... Schreibtisch segeln. Er hatte den Namen des Mannes, der in dem Brief genannt wurde und angeblich in seiner Bank ein Schließfach besaß, noch nie etwas gehört. Aber selbst Stanley Douglas, der täglich mit zig verschiedenen Leuten zu tun hatte, konnte sich nicht an alle Kunden seines Instituts erinnern.
„Ruth?", rief er laut.
Nur wenige Sekunden später öffnete sich die Tür seines Büros und Mrs. Schmidt steckte ihren Kopf herein, wobei ihr die Brille beinahe von ihrer großen Raubvogelnase rutschte. „Ja Chef, was gibt's?"
„Kennen Sie einen Henning Jürgens?", fragte Douglas.
„Nein, Chef. Warum fragen Sie?", entgegnete Ruth.
„Weil ich hier ein Schreiben einer Anwaltskanzlei habe, die einen gewissen Henning Jürgens Jr. vertritt. Sein Großvater muss wohl ein deutscher Auswanderer gewesen sein und soll angeblich bei uns ein Schließfach besessen haben, das sein Enkel nun geerbt haben soll", fasste Douglas den Inhalt des Schreibens in aller Kürze zusammen.
„Tut mir leid. Ein Kunde mit diesem Namen ist mir nicht bekannt."
„Das ist es ja, mir kommt er auch nicht bekannt vor", sagte Douglas.
„Vielleicht ist es ein älteres Depot, das schon bestand, bevor Sie und ich hier angefangen haben?"
„Das kann gut möglich sein."
„Um welches Konto handelt es sich denn, Chef?"
„Einen Moment ... ah ja, hier steht's ja ... Depotnummer 08-1968/4."
„Das bedeutet, dass das Depot seit 1968 besteht, Mr. Douglas. Das war weit vor meiner Zeit. Ich habe erst 1980 angefangen, ...
... für Ihren Vorgänger zu arbeiten", antwortete Ruth.
Was Sie aber eigentlich wissen müssten, wenn Sie nicht letzte Woche mein Dienstjubiläum vergessen hätten
, dachte sie, sprach es jedoch anstandshalber nicht laut aus.
„1968 also. Das bedeutet, dass die Daten noch nicht in unser EDV-Netzwerk eingespeist wurden. Ruth, tun Sie mir bitte einen Gefallen und schauen unten im Archiv nach ..."
„... was sich in unseren Unterlagen über dieses Schließfach finden lässt? Jawohl, geht klar."
„Danke sehr", sagte Douglas. Ruth machte sich umgehend an die Arbeit und schloss die Tür hinter sich wieder. Von draußen waren dumpfe Schritte zu vernehmen, die sich rasch entfernten und leiser wurden. Währenddessen wählte Douglas die Telefonnummer, die auf dem Briefkopf angegeben war. Der Wählton ertönte vier Mal, dann wurde das Gespräch entgegengenommen.
„Renner, Kanzlei Zinc, Stevens & Partner. Was kann ich für Sie tun?", meldete sich eine junge, beinahe knabenhafte Männerstimme zu Wort.
„Hier spricht Stanley Douglas, Filialleiter der Australian National Bank in Brisbane, guten Morgen, Mr. Renner. Mir liegt hier ein Schreiben Ihrer Kanzlei vor, welches ..."
„Ah, guten Morgen, Mr. Douglas. Wie schön, dass Sie anrufen. Sie werden sicher verstehen, dass meinem Mandanten daran gelegen ist, so schnell wie möglich sein Erbe anzutreten."
„Natürlich. Bitte richten Sie Ihrem Mandanten im Namen meiner Bank unser herzliches Beileid aus."
„Das werde ich selbstverständlich tun. Aber ...