Kiss the cook!
Datum: 30.06.2018,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Aldebaran66
... welche sofort auf die Datenmülldeponie kamen. Es war nicht leicht, aber mit der Zeit entwickelte man ein Gespür dafür.
Fanpost beantwortete ich nur dann, wenn sie außergewöhnlich war, sonst bekamen die Fans vorgefertigte Dankesschreiben, von denen ich jede Woche ein neues verfasste. So konnte ich in den meisten Fällen ein Doppeltes vermeiden. Jeder sollte sich halbwegs individuell angesprochen fühlen. Anders ging es einfach nicht. Wenn ich jede Mail so beantwortet hätte, wie derjenige es eigentlich verdient hätte, dann käme ich nicht mehr zum Schreiben und der Tag müsste so manches Mal dreißig Stunden haben.
Was mir allerdings immer wieder ärgerte, waren Bittschreiben, da ich als erfolgreicher Schriftsteller schließlich Millionen im Keller hortete.
Ich weiß ja nicht was die Menschen glauben was man als Schriftsteller verdient, aber Millionen hätte ich wirklich gerne selber im Keller. Dass soll nicht heißen, dass ich nicht zufrieden gewesen wäre, ganz im Gegenteil. Ich hatte mir ein großes Haus mit einem wunderschönen Außenpool im Garten kaufen können. Was wollte man mehr.
Solche Schreiben wurden natürlich gleich gelöscht.
Außerdem, wenn ich so viel verdienen würde, dann hätte ich eine Sekretärin, die all meine E-Mails bearbeitet und löscht. Aber die hatte ich nicht.
Zum Schluss hatte ich noch eine kleine Auswahl an E-Mails übrig, die ich mir genauer ansehen wollte. Für diese nahm ich mir immer die ersten zwei Stunden des Tages Zeit.
Es war schon ...
... interessant, was einige wenige Menschen für Mails schrieben. Besonders die mochte ich unheimlich, die konstruktive Kritik übten, was gar nicht so leicht war. Sie wiesen zum Beispiel darauf hin, wenn in einem meiner Werke etwas nicht logisch war. Schon komisch das mir das nicht auffiel und meinem Lektor auch nicht. Aber es kam vor. Konnte dann aber leider nicht mehr geändert werden, aber man merkte es sich für das nächste Mal.
Dann fiel mir eine E-Mail besonders auf und ich öffnete sie mit Neugierde. Hier hatte jemand geschrieben, der meine Romane anscheinend alle gelesen hatte und sie im Stil miteinander verglich. Es waren sowohl positive als auch negativer Entwicklungsstufen meines Schreibstils aufgeführt und mit Zitaten untermauert. Einen wirklich beeindruckende Auflistung und dazu genaue Arbeit, die man nur erhielt, wenn man über lange Zeit sehr aufmerksam meine Bücher las. Selbst mir als Autor waren bestimmte Stellen aus meinen Werken nicht mehr präsent.
Es war genau die Art von E-Mail, die ich liebte. Jemand der sich wirklich mit meinem Schreiben auseinandersetzte.
Die Antwort auf diese E-Mail fiel entsprechend lang aus. Leider hatte der Verfasser der E-Mail weder seinen Namen noch irgendetwas anderes von sich selber preisgegeben, selbst die E-Mail Adresse war neutral. Aber durch die praktische Antwortfunkion von E-Mails, war das kein Problem.
Dann machte ich mich wieder an die Arbeit. Ein Roman schrieb sich nicht von selbst. Oftmals harte Arbeit, besonders wenn einem ...