1. Ulrichs erster Kuss kam von Thomas 02


    Datum: 03.08.2021, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    ... kleineren Schritten denn ein weiträumiges Ausschreiten.
    
    „Uli, du solltest noch kleinere Schritte machen und deine Füße so setzen, als ob du auf einer geraden, auf dem Boden gestrichenen Linie laufen wolltest. Außerdem ist es einfacher, wenn du zuerst die Ferse aufsetzt, damit das Gleichgewicht besser stimmt. Ja, so ist es besser!"
    
    Der Klang der Absätze auf dem Boden war nicht zu überhören. Zum Schluss gab sie mir noch eine hüftlange Jeansjacke, die für das kühle Wetter gerade eben ausreichend wärmend war sowie vorsichtshalber einen V-förmig ausgeschnittenen, hellgrauen Pullover aus Shetlandwolle und das rote Handtäschchen. Ich war ihr mehr als dankbar und versuchte das auch auszudrücken, aber sie war in Fahrt.
    
    „Im Restaurant kannst du sowohl Pullover als auch Jacke ausziehen. Aber für draußen ist es besser, etwas Wärmeres zu tragen. Du solltest auf keinen Fall zu früh ankommen, aber auch nicht später als eine Viertelstunde da sein. Du kannst mir später einmal danken."
    
    Im Freien auf dem Weg zur Pizzeria war es tatsächlich kühl, insbesondere an meinen Beinen, die das so nicht gewohnt waren. Denn inzwischen war schon die Abenddämmerung voll da. Und nicht nur das ließ mich frösteln, sondern auch die plötzliche Sorge, dass Thomas vielleicht noch gar nicht beim Restaurant war oder schon wieder gegangen war. Ich hatte Angst, von irgend so einem Mann angequatscht zu werden. Mitunter hatte ich so etwas beobachtet -- und dabei den gequälten Gesichtsausdruck auf den ...
    ... Gesichtern der Mädchen gesehen. Ich hatte es nicht verstanden, aber jetzt begriff ich es. Wenn das Mädchen zu früh da war, konnte es angequatscht werden, was nicht gut aussah, wenn der Freund dann ankam. Wenn das Mädel zu spät kam, war der Rendezvouspartner vielleicht schon weg und es hatte sich umsonst hübsch gemacht. Genau diese Sorgen gingen mir jetzt auch durch den Kopf, was leicht absurd war, wenn man bedachte, mit wieviel Worten Thomas mich überreden musste, überhaupt wieder als Ulrike aufzutreten.
    
    Und auf einmal war alles gut, denn Tom stand vor dem Restaurant mit einem suchenden Blick. Noch besser, sein Gesicht strahlte richtig auf, als er mich sah.
    
    „Du siehst ja toll aus, Ulrike! Mensch, du bist heute noch besser gekleidet als zur Feier! Im Restaurant werden mich einige beneiden..."
    
    Es war ein richtig netter Italiener, in dem wir dann saßen, nachdem ich die Jeansjacke an die Garderobe gehängt hatte. Ein preiswertes, aber ansprechendes Lokal. Er rückte mir den Stuhl zurecht, wie ein Gentleman aus einem Film -- und setzte sich dann erst mir gegenüber hin. Eine Geste, die mich stark beeindruckte, weil ich mich richtig als Dame behandelt fühlte. Tom hatte sogar eine Stoffhose an und keine Jeans. Dann bestellte er noch eine Karaffe Wein und sah von dem sonst bei ihm üblichen Bier ab. Wein kannte ich von Frankreich her -- und das wusste Tom. Die Bestellung der Pizza verlief rasch. Ich wählte Mozzarella mit Tomaten und er entschied sich für seinen Klassiker Salami con ...
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