1. Undine Kp. 01


    Datum: 06.08.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byEmaSen

    ... gesamte Erotik abgelegt wie die Regenjacke nach einem kurzen Sommerschauer, was ich erstaunlich fand.
    
    Ich wollte es nicht allein auf meine veränderte Wahrnehmung schieben, jetzt, wo ich nur noch wenig lüstern war, denn sie fixierte mich nüchtern und man sah, dass die Worte nur so aus ihr herausploppen wollten wie sorgsam geformte Seifenblasen.
    
    Aber auch wenn ihre Lippen sich ringend aufwarfen, sprach sie nicht; nur ihr Blick deutete Dringlichkeit.
    
    Mich selbst braucht man nicht zu fragen -- Ich war noch zu überfordert und auf irgendeinen gemütlichen Naturzauber hin zu eingelullt um wirklich Befürchtungen zu treffen über Verpflichtungen, die ich mit dem Füllen meiner Schwellkörper für sie eingegangen war.
    
    Betrachten wir es modern -- Sie hat mich angetörnt, ohne zu fragen, und auf meinen Schwanz hat sie sich ohne wenn und aber selbst draufgesetzt. --
    
    Die Sonne sinkt ein wenig tiefer und ein einzelner Strahl erreicht mein linkes Auge durch das Nadeldach und blendet mich. Ich habe angefangen mich zu bedecken, denn ich beginne, mich zu schämen. Armseliger kleiner Wurm, Du, den sie leergesogen hat.
    
    »Hey.« raune ich endlich und da lächelt sie ein wenig, wenn auch kalt, fast traurig. Ich frage mich, wohin sie gehört. Als ich angefangen habe, zu sprechen, entspannt sich sichtlich auf ihrem Baumstumpf da; jetzt will sie sprechen; Ich habe den Anfang gemacht, so wie
    
    sie
    
    vorhin mit mir begonnen hat.
    
    Sie stellt sich vor, steht sogar zwischendrin auf und dann ...
    ... dreht sie sich um ihre Achse, wie um mir noch einmal zu präsentieren, was ich eben habe genießen können -- fast zu ende genießen.
    
    »Undine« heiße sie und sie wohne nirgendwo im besonderen. Erstaunlich genug, ihr müsst sie euch höchst gepflegt vorstellen, wie ein silbergelbes Seidenkissen mit Borten und Bommeln.
    
    Erst im Laufe der Plauderei scheint ein Akzent zu verfliegen, den ich noch nie gehört habe und in kein Land einzuordnen im Stande bin. Er macht ihre Stimme quirlig, sich zeitweilig überschlagend, aber nicht vor Eifer, sondern ruhig und einmütig, eigentlich geradezu sorglos.
    
    Es ist immerhin eine helle Stimme, hell wie ihre Haare, ihre Haut, und die Klamotten. Sorglos wiederum wie die Forderung, von der sie nicht ablässt;
    
    und als sie sie ausspricht, scheint sie mir die größte und wohlgeformteste Seifenblase zu sein, aber auch die undurchsichtigste, die Nacht spiegelnd, die bereits hinter der Bergkuppe hervorkriecht (es war ein langer Wandertag), wo die Seifenlauge sich am Boden ansammelt.
    
    »Nimm mich mit.« wiederholt sie. Es ist wie ein Mantra.
    
    »Nimm mich mit«, nuschelt sie immer wieder und ich frage mich, worauf ich mich da eingelassen habe.
    
    Ich wäre arg enttäuscht gewesen von der Welt, hätte sich dieses Mädchen als Prostituierte auf Kundenfang herausstellen sollen,
    
    aber selbst so wiegt das Geschehen immer rückblickender im Magen, immer mulmiger, weil ich in der tausendfach elektrischen Berührung ihrer innersten Wände eine Verantwortung eingegangen ...
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