Die Richterin Teil 6
Datum: 31.07.2018,
Kategorien:
CMNF
Autor: derErzaehler
... hatte bereits eingesetzt, machte er sich auf den Weg zum Gericht. Sonja gab ihm noch einen kurzen Bericht über ein paar wichtige Vorgänge, über die er morgen zu entscheiden hatte und packte dann ihre Sachen. Sie verabschiedete sich von Windsberger mit einem innigen Zungenkuss. "Viel Erfolg", flüsterte sie ihm noch ins Ohr, als sie sich aus seiner Umarmung löste und ging.
Windsberger schaute noch einmal kurz auf die Uhr. Fünf Minuten vor sechs Uhr war es. Dann griff er zum Telefon und wählte Marias Nummer.
Anders als Windsberger es erwartet hatte, machte Maria, als sie kurze Zeit später in sein Büro trat, nicht den Eindruck, als ob sie am Boden zerstört wäre. Er versuchte in ihrem Gesicht irgendein Zeichen von Unsicherheit und Schwäche zu entdecken, aber sie hatte die Krise vom Vormittag offensichtlich überwunden und schaute ihn so wie immer mit freundlicher Aufmerksamkeit an.
Nachdem sie in einem der bequemen Besuchersessel Platz genommen hatte, ging Windsberger zu einem Aktenschrank und entnahm ihm eine Flasche Rotwein und zwei Gläser. Er stellte sie auf den kleinen Tisch vor der Sitzgruppe und bemerkte dann mit einem leichten Lächeln, während er die Flasche öffnete, "Ich weiss, dass ich jetzt gegen das von mir aufgestellte Alkoholverbot in den Diensträumen verstoße. Aber besondere Umstände erfordern meines Erachtens einen gewissen Rahmen und ich hoffe, Frau Bender, dass Sie mir diese Regelwidrigkeit nachsehen werden."
"Wenn wir uns gegenseitig etwas vorwerfen ...
... wollen, dann dürfte das Trinken von einem oder meinethalben auch zwei Glas Wein, wohl nur eine untergeordnete Rolle spielen", bemerkte Maria knapp.
Windsberger schaute Maria mit einem leichten Lächeln an. Offenbar war sie nicht gewillt vor ihm zu Kreuze zu kriechen. Er setzte sich und schenkte zuerst sich und dann Maria ein.
Schweigend hoben sie ihre Gläser und tranken einen Schluck.
"Nun Frau Bender, Sie können sich bestimmt denken, warum ich Sie um dieses Gespräch gebeten habe", eröffnete Windsberger das Gespräch
"Ich habe meine Vermutungen, würde es aber gerne von Ihnen selber hören, Herr Präsident."
"Ich will Ihnen zunächst einmal versichern, Frau Bender", begann Windsberger, "dass ich Sie als Juristin, aber auch als Mensch sehr hoch schätze. Und wir wissen beide, dass es erhebliche Widerstände im Kollegium gegenüber Ihrer Ernennung gegeben hat."
Maria hatte schon den Mund geöffnet, um einen protestierenden Einwurf zu machen, doch Windsberger ließ sie nicht zu Wort kommen und fuhr fort, "Nun durch Ihre Leistungen haben Sie mehr als zur Genüge bewiesen, dass Ihre Kritiker damals unrecht hatten."
Er machte eine kurze Pause und blickte zu Maria herüber. Die schaute ihn nachdenklich an.
"In meiner Eigenschaft als Präsident dieses Gerichts habe ich darüber hinaus immer die Auffassung vertreten, dass das, was die Mitarbeiter dieses Hauses, insbesondere die Angehörigen des Richterkollegiums, in ihrer Freizeit tun und treiben, deren Privatangelegenheit ist, ...