1. Die Richterin Teil 6


    Datum: 31.07.2018, Kategorien: CMNF Autor: derErzaehler

    ... an.
    
    "Ja, also, ich hatte gestern, als Du, ich meine als Sie nicht da waren, ein Aufsichtsgespräch mit dem Präsidenten Herrn Windsberger", sagte Daniela mit leiser Stimme. Maria sah, wie ihr die Tränen in die Augen traten und sie sich auf die Unterlippe biss, um vor Verzweiflung nicht laut zu weinen.
    
    "Er hat mich nachdrücklich darauf hingewiesen, dass ich den Kontakt mit Dir auf das rein Dienstliche beschränken muss, andernfalls würde das Justizprüfungsamt mir diese Ausbildungsstation nicht anerkennen. Und Du, ich meine Sie wissen doch auch, dass man alle Stationen anerkannt haben muss, um zum Zweiten Staatsexamen zugelassen zu werden", fuhr sie fort.
    
    Betroffen schaute Maria Daniela an.
    
    "Ich, es tut mir leid, Daniela. Ich weiss, ich hätte Dich und Sonja an dem Abend sofort rausschmeißen müssen, aber ... Nun ja, Du weißt ja selbst, was ich stattdessen getan habe", erwiderte Maria mit leiser Stimme.
    
    So schnell geht das, erst Drenker und jetzt Daniela. Da kann ich ja mal gespannt sein, was mich erwartet, dachte sie.
    
    "Ach ja, bevor ich's vergesse. Herr Windsberger ist heute tagsüber nicht im Hause. Er kommt erst um 18:00 Uhr in sein Büro. Er möchte Sie dann sprechen, das soll ich Ihnen noch ausrichten", sagte Daniela und trat hinter den Schreibtisch und begann die Post zu sortieren.
    
    "Ja, danke, ist gut. Ich würde gerne ....", Maria stockte, sie konnte auf einmal nicht mehr weiter sprechen. Die Traurigkeit überfiel sie so plötzlich, dass sie sich nicht ...
    ... dagegen wehren konnte.
    
    "Was würden Sie gerne", fragte Daniela und man merkte, wie sie sich zwang, möglichst sachlich zu klingen.
    
    "Ach nichts, ist nicht so wichtig", antwortete Maria und ging in ihr Büro. Sie schloss die Tür, setzte sich hinter ihren Schreibtisch und ließ ihren Tränen freien Lauf.
    
    .......
    
    Ein paar Kilometer Luftlinie entfernt saß Erich Windsberger in seinem Penthouse, das er sich nach dem Tode seiner Frau gekauft hatte und schaute nachdenklich auf den Fernsehmonitor. Das funkbasierte Videoüberwachungssystem, das die Techniker des Clubs in Marias Büroräumen installiert hatten, lieferte auch über große Entfernungen hinweg gestochen scharfe Bilder und auch die Tonqualität war von allererster Güte. Hatte er es jetzt vielleicht doch zu weit getrieben, fragte er sich, als er die tränenüberströmte Maria auf dem Bildschirm sah. Das Arrangement mit Sonja und Daniela gestern Abend hatte ja bestens geklappt. Es war übrigens Sonjas Idee gewesen, die offenbar ein Auge auf Daniela geworfen hatte. Und nach Danielas Auftreten zu urteilen, hatte er seine Rolle als strenger Chef recht überzeugend gespielt. Aber vielleicht hatte er Maria ja doch falsch eingeschätzt und sie würde doch nicht den Mut aufbringen, den letzten, alles entscheidenden, Schritt zu wagen. Er spielte jetzt ein Spiel mit hohem Risiko und alles hing davon ab, wie das Gespräch heute Abend verlaufen würde.
    
    Den Nachmittag verbrachte Windsberger mit Musik hören und lesen. Gegen fünf Uhr, die Dämmerung ...
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