Die Liste
Datum: 22.09.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... lohnt sich nicht mehr", antwortet sie nach einer langen Pause.
"Aber warum? Sind Deine Noten schlecht?"
"Nein, ich habe fast alle Prüfungen mit Bestnoten abgelegt. Aber ich möchte nicht weiter darüber sprechen. Noch nicht. Ich will einfach genießen, dass du an mich glaubst und für mich da bist."
Ich respektiere ihre Zurückhaltung und schweige. Für mich ist die Stimmung bedrückend. Toni ist unglaublich traurig, wenn sie davon spricht, dass sie die Eltern nicht mehr unterstützen. Es muss für sie ein unglaublicher Verrat sein. Ihre Augen, ihre Stimme, ja der gesamte Körper drücken in diesen Momenten einen unsagbaren Schmerz aus, dass ich nur annähernd erraten kann, wie verletzt ihre kleine, zarte Seele sein muss.
Kapitel 5
Das Ausladen ihrer Habseligkeiten hat nicht lange gedauert. Sie waren bald im Haus. Toni hat eines der beiden Gästezimmer ausgesucht. Warum bin ich nicht überrascht, dass sie genau das wählt, das direkt neben meinem Zimmer liegt? Und ich ertappe mich dabei, dass es mir lieber gewesen wäre, wenn sie gleich in meinem Zimmer Einzug gehalten hätte. Ist ihr dieser Gedanke nicht gekommen oder hat sie sich nur nicht getraut zu fragen?
Während ich mich ein wenig in den Garten setze, räumt sie ihre wenigen Habseligkeiten ein. Ich sitze auf einer Gartenliege und lasse den Nachmittag Revue passieren. Ich habe eine ganz neue Toni kennengelernt. Eine sensible, eine verletzliche, eine von der Welt enttäuschte Toni. Aber ich habe auch eine Toni ...
... kennengelernt, die wieder Hoffnung schöpft. Ein wenig bin ich stolz, dass ich sie auf diesem Weg begleiten darf. Sie ist mir wirklich ans Herz gewachsen.
Toni kommt mir vor, wie ein verletzlicher Schmetterling, der schon sehr viel in seinem kurzen Leben mitgemacht hat. Den ich erschöpft am Wegesrand gefunden und Gott sei Dank aufgehoben habe. Ja, ich will diesen Schmetterling wieder gesundpflegen. Das nehme ich mir ganz, ganz fest vor. Ich fühle mich aus einem mir unerklärlichen Grund für sie verantwortlich. Sonst tut es ja niemand. Sie hat offenbar wirklich keinen Menschen mehr, dem sei vertraut und auf den sie bauen kann. So hat es für mich zumindest den Anschein. Sie ist eine verlorene Seele. Ihre Eltern haben sich von ihr abgewandt und auch sonst scheint sie nicht viele wirkliche Freunde zu haben.
Plötzlich spüre ich zwei zarte Händchen, die sich über meine Augen legen. Es ist eine unglaublich liebevolle und verspielte Geste.
"Danke", haucht sie mir ganz zart ins Ohr.
Ich greife ganz spontan hinter mich, nehme eine ihrer Hände und ziehe Toni zu mir nach vorne und auf meinen Schoß. Wir schauen uns ganz lange in die Augen. Es ist ein sehr liebevoller Blick.
"Ich danke dir", sage ich.
"Du mir? Warum? Wofür?", ist sie überrascht.
"Dass es dich gibt. Ich mag dich sehr und ich bin unglaublich froh, dass du in mein Leben getreten bist. Es ist mit dir um so viel schöner!", sage ich ehrlich.
"Das war jetzt mein Text", meint sie. Dabei schleicht sich ein wunderschönes, ...