1. Der Prinz


    Datum: 24.09.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... Dabei verdreht sie verträumt die Augen. "Die Lippen eines echten Prinzen."
    
    "Ja, ja! Ist schon gut. Nimmst du eine Nachspeise?", frage ich, um abzulenken.
    
    "Gott bewahre, dann werde ich viel zu dick", wehrt sie ab.
    
    Ich mag Amy sehr. Sie ist jung und hilfsbereit. Wenn ich bisher etwas von ihr gebraucht habe, hat sie mir immer weitergeholfen. Sie ist nicht so abweisend, wie so manche andere ihrer Arbeitskolleginnen. Die halten sich manchmal für die besseren Ärzte, als wir es sind. Amy hingegen ist immer zur Stelle.
    
    Ihr Umgang mit den Ärzten und Kollegen ist - das muss ich zugeben - manchmal relativ salopp. Zum Beispiel hätte keine andere Schwester sich getraut, mir gegenüber Anspielungen auf den Prinzen zu machen. Mich stört das aber nicht. Ich finde es im Gegenteil ganz angenehm, wenn man miteinander blödeln kann, solange man keinen Stress hat, dafür aber zielorientiert und konzentriert ist, wenn es brenzlig wird. Mit Amy ist das möglich und genau deshalb sind wir ein gutes Team. Andere Ärzte sind weniger locker. Amy ist bei gar einigen von ihnen nicht sonderlich gut angesehen und wird oft als inkompetent abgetan. Nur weil sie manchmal einen Witz macht.
    
    "Dann sollten wir zurück zu unseren Patienten."
    
    "Er gefällt dir also doch", kichert Amy. "Du kannst es nicht mal eine Stunde ohne ihn aushalten."
    
    Ich muss lachen. Natürlich gefällt mir der Prinz. Schließlich ist er ein stattlicher Mann mit südländischer Ausstrahlung und guten Manieren. Auf genau diesen Typ ...
    ... Mann stehen doch alle Mädchen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er mein Patient und damit tabu ist.
    
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    Ich will zum Zimmer meiner Patienten, da fängt mich Leyla auf dem Gang ab. Sie scheint auf mich gewartet zu haben.
    
    "Was machen Sie hier draußen?", frage ich tadelnd. "Sie sollten im Bett bleiben."
    
    "Mir geht es gut, machen Sie sich um mich keine Sorgen", versichert sie. "Ich wollte mit Ihnen sprechen."
    
    "Das hätten Sie auch im Zimmer tun können. Ich bin auf dem Weg zu Ihnen."
    
    "Mein Bruder muss unser Gespräch nicht unbedingt mitbekommen."
    
    Ich ziehe die rechte Augenbaue nach oben und schaue sie überrascht an. In ihren Zügen kann ich allerdings nicht lesen, was sie vorhat. Sie kann ihre Gefühle sehr gut verbergen.
    
    "Warum das?"
    
    "Er muss nicht alles wissen."
    
    "Ich wüsste aber nicht, was er nicht wissen sollte?"
    
    "Frau Dr. Berner, sehen Sie eine Möglichkeit, dass wir das Krankenhaus verlassen und Sie uns in der Botschaft oder in einem Hotel - das müsste ich noch abklären - versorgen könnten. Mein Bruder hasst Krankenhäuser und würde sich in einer etwas entspannteren Umgebung, sicher besser und vor allem schneller erholen."
    
    "Ich bin Krankenhausärztin", wende ich ein. "Ich glaube nicht, dass ich das darf."
    
    "Wenn die Krankenhausverwaltung dies erlauben würde, wären Sie dazu bereit?"
    
    "Es gibt sicher viele gute Privatärzte, die das übernehmen könnten", versuche ich auszuweichen.
    
    "Ich frage aber Sie!"
    
    "Warum bestehen Sie darauf, ...
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