Der Prinz
Datum: 24.09.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... dass ich das mache?"
"Weil Ihnen mein Bruder vertraut", meint sie. Dann macht sie eine kurze Pause. "Und ich auch!"
"Ich bin doch nur eine kleine Assistenzärztin."
"Vertrauen zählt oft mehr als Titel", antwortet sie.
Mein Bauchgefühl sagt mir, sie verschweigt mir etwas oder sie sagt zumindest nicht die ganze Wahrheit. Allerdings kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, was das sein sollte.
"Wenn die Verwaltung und der Chefarzt zustimmen, dann bin ich natürlich bereit, die Versorgung des Kronprinzen und selbstverständlich auch Ihre, außerhalb der Krankenhausstruktur zu gewährleisten. Allerdings bräuchte ich dazu eine Krankenschwester und die Erlaubnis, bei Bedarf auf Medikamente und Geräte der Klinik zurückgreifen zu können", lenke ich ein.
"Danke!", meint Leyla.
Zu meiner Überraschung umarmt sie mich. Ich bin perplex und kann auf die Umarmung nicht wirklich reagieren. Sie scheint aus einem mir unerklärlichen Grund unglaublich erleichtert über meine Zusage zu sein. Das kann doch unmöglich nur die Abneigung des Prinzen für Krankenhäuser sein. Ich bin mir sicher, da steckt noch etwas ganz anderes dahinter. Auf jeden Fall scheint es so, als würde ihr ein großer Stein vom Herzen fallen.
"Ich schaue nach Ihrem Bruder", sage ich ausweichend.
"Ich bleibe noch einen Moment hier draußen", antwortet die Prinzessin.
Ich klopfe an die Tür des Krankenzimmers und trete ein. Der Prinz liegt in seinem Bett und schaut neugierig zur Tür. Als er mich ...
... sieht, heitert sich sein etwas besorgter Blick sofort auf.
"Sie sind es. Schön, dass Sie nach mir schauen", meint er.
"Sie sind mein Patient", antworte ich von seiner Reaktion verblüfft. Wenn nur alle Patienten so dankbar und zufrieden wären. "Wie fühlen Sie sich."
"Besser, viel besser", antwortet er.
"So, wie sich Ihr Gesundheitszustand darstellt, können Sie in ein oder zwei Tagen das Krankenhaus verlassen."
"Nicht früher?"
"Das wäre etwas früh. Gefällt es Ihnen bei uns nicht?"
"Das Essen ist gut, aber es ist trotzdem Krankenhausessen und auch sonst ist der Komfort nicht das, was ich gewohnt bin."
"Der Kronprinz ist verwöhnt?", necke ich ihn.
Erst als ich es schon ausgesprochen habe, wird mir bewusst, dass mein Verhalten möglicherweise als ungebührlich empfunden werden könnte. Da wir beides junge Leute sind, habe ich mich dazu hinreißen lassen, etwas lässiger mit ihm zu plaudern. Schließlich hat er auch schon mit mir geflirtet. Deshalb habe ich wohl vergessen, dass - vor allem in seiner Welt - ein gewaltiger Standesunterschied zwischen ihm und mir besteht. Ich will auch gar nicht wissen, wie es in seinem Land um die Rechte der Frauen bestellt ist.
"Unter Komfort meine ich etwas anderes", antwortet er überraschend gelassen. "Der Kronprinz ist außerdem gar nicht so verwöhnt, wie man glauben könnte."
"Verzeihung, ich wollte nicht ...", versuche ich mich zu entschuldigen.
"Nein, nein, ich bin nicht so steif", antwortet er und fügt lachend hinzu: ...