Der Prinz
Datum: 24.09.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... ich dich behandeln müssen."
"Ich bin doch übern Berg?", erkundigt er sich.
"Ja, soweit ich das beurteilen kann, schon."
"Na dann? Für die Überprüfung meiner Werte kannst du vermutlich auch emotional gebunden sein. Das ändert doch nichts an meinem Zustand."
"Und, wenn es Komplikationen gibt?"
"Nach dieser Logik dürfte eine Ärztin nie eine Beziehung haben."
"Wie meinst du das?"
"Es könnte immer etwas sein."
"Mann Ahmed!", protestier ich. "Es geht nicht!"
Dabei stehe ich auf und eile erneut aus dem Zimmer. Ich bin sonst kein Mensch, der vor Problemen davonläuft. Doch in diesem Fall weiß ich keinen anderen Ausweg. Nur zu gerne würde ich seiner Argumentation folgen. Aber ich bin seine Ärztin!
"Überlege es dir noch einmal!", höre ich ihn noch rufen. Dann fällt die Tür ins Schloss.
Als ich die Treppe hinunterlaufe, treffe ich auf Leyla. Sie bleibt überrascht stehen.
"Was ist los?", erkundigt sie sich sanft.
"Ich kann nicht weiter die Behandlung des Prinzen übernehmen."
"Warum nicht?"
Leyla ist sichtlich erschrocken. Sie wird sogar leicht blass. Ich kann mir ihre Reaktion nicht ganz erklären. Schon gut, dass sie und ihr Bruder aus einem mir unerklärlichen Grund darauf bestehen, dass nur ich mich um ihn kümmere. Aber so kann es nicht weitergehen.
"Ich halte das nicht mehr aus!"
"Was denn?"
"Er flirtet mit mir."
"Er meint das ehrlich. Das kannst du mir glauben."
"Das weiß ich auch."
"Wo liegt dann bitte das ...
... Problem?"
"Er ist mein Patient!", antworte ich eindringlich. "Kannst du nicht einen anderen Arzt engagieren?"
"Komm mit!", weist mich Leyla an.
Sie hat wieder ihren entschlossenen Ton angenommen. Etwas irritiert folge ich ihr hinaus in den Garten. Erst nach einiger Zeit bleibt sie stehen.
"Der Unfall war kein Unfall", sagt sie leise. Mir kommt es so vor, als hätte sie Angst, jemand könnte uns belauschen.
"Was war es dann?"
"Ein Attentat."
"Auf den Prinzen?"
"Auf wen sonst."
"Wie kommst du darauf?"
"Unser Geheimdienst hat den Fahrer des LKW gecheckt, der uns gerammt hat."
"Und?"
"Er steht im Verdacht ein Auftragskiller zu sein. Auf jeden Fall ist er kein KW-Fahrer. Also frage ich dich, was er genau in diesem Lastwagen gemacht hat?"
"Scheiße!", entfährt mir. "Aber was hat das mit mir zu tun?"
"Ich traue keinem anderen Arzt."
"Deshalb haben du und der Prinz darauf bestanden, dass nur ich mich um ihn kümmere?"
"Der Prinz weiß nichts von der Gefahr. Er hat nur deshalb auf dich bestanden, weil er dich mag."
"Der Kronprinz wird wohl in seiner Heimat einen Arzt haben, dem Ihr vertrauen könnt?"
"Nicht wirklich."
"Scheiße, was jetzt?"
"Du bleibt bei uns."
"Und die Avancen deines Bruders? Wie soll ich damit umgehen?"
"Lass dein Herz entscheiden", meint sie.
Ihr Ton wird bei diesem Rat wieder milder, ja fast schon weich. Allein daran kann ich ablesen, dass sie einer Beziehung zu ihrem Bruder nicht im Wege stehen würde, es aber nicht ...