1. Der Prinz


    Datum: 24.09.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... Unfall in tausende kleine Stücke zersprungen sein. Nur an einer Ecke sind noch ein paar Splitter im Rahmen verblieben, die ich sicherheitshalber entferne. Ohne zu zögern, lege ich mich vor dem Fenster auf die Straße und krabble hinein.
    
    "Die Tasche bitte!", rufe ich nach draußen.
    
    Einer der Männer reicht mir meine Arzttasche, die ich sofort aufklappe und das Stethoskop herausnehme. Währenddessen schaue ich mich schon mal im Inneren des Wagens um. Es sind zwei Menschen drinnen, ein Mann und eine Frau. Beide sind um die Dreißig - sie etwas jünger als er. Ich gehe davon aus, dass sie ein Paar sind. Beide liegen bewusstlos da.
    
    Zunächst schaue ich mir die Frau an. Sie hat eine blutende Kopfwunde. Ihr Puls ist kräftig und beim Abhören kann ich keine Probleme an der Lunge ausmachen. Sie hat sich vermutlich den Kopf angeschlagen und ein Schädelhirntrauma davongetragen. Sie muss ins CT, aber nicht hier. Ich versuche sie, aus Rücksicht auf eine mögliche Verletzung der Wirbelsäule, so wenig wie möglich zu bewegen, muss sie aber doch ein kleines Stück zur Seite schieben, da sie teilweise auf dem Mann draufliegt.
    
    Ihn hat es offenbar schlimmer erwischt. Er hat eine stark blutende Wunde im Halsbereich. Zum Glück ist nicht die Schlagader verletzt, aber er verliert trotzdem viel Blut. Als ich den Puls suche, kann ich keinen finden. Auch die Atmung ist nicht mehr zu spüren. Scheiße! Ich muss ihn sofort reanimieren. Wer weiß, wie lange sein Hirn schon ohne Sauerstoffversorgung ist. ...
    ... Sofort beginne ich mit der Herzdruckmassage und mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Es ist verdammt eng im Wagen. Doch eine andere Möglichkeit bleibt mir nicht. Ich kann unmöglich warten, bis er aus dem Wagen geborgen werden kann.
    
    Während meiner Ausbildung habe ich öfters Dienst in der Notaufnahme gemacht und auch einige Male Menschen wiederbelebt. Doch das hier ist etwas völlig anderes. Ich bin nicht im Krankenhaus und habe nicht die nötigen Hilfsmittel und Medikamente. Trotzdem muss es klappen. Das Leben dieses Mannes hängt allein von mir ab.
    
    Nach etwa einer Minute habe ich ihn Gott sei Dank wieder. Es ist eine verdammt anstrengende Minute, denn eine Wiederbelebung ist Knochenarbeit und unter diesen Umständen erstrecht. Wo bleiben nur die Rettung und die Feuerwehr? Ich brauche dringend Hilfe, um die beiden aus dem Fahrzeug zu holen und ins Krankenhaus zu bringen. Es zählt wirklich jede Minute, auch, wenn ich durch die erfolgreiche Wiederbelebung schon mal wertvolle Zeit gewonnen habe.
    
    Ich kann mich aber noch nicht zurücklehnen. Der Mann ist noch lange nicht stabil. Zumindest sein Herz schlägt wieder und er atmet selbstständig. Allerdings röchelt er. Das klingt nicht gut. Ich lege ihm am Hals eilig einen notdürftigen Druckverband an, um die Blutung zu stoppen. Da ich weder Blutkonserve noch Kochsalzlösung zur Hand habe, muss ich versuchen, den Blutverlust so gering wie möglich zu halten. Verdammt, wo bleibt die Rettung!?
    
    "Was ist passiert?", höre ich eine Stimme.
    
    Sie ...
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