Das Haus am See
Datum: 13.10.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... Bewegungen und die Stimmung beeindrucken mich zutiefst. Die unglaublich schöne Landschaft und die noch nie gesehene Schönheit dieses Mädchens bilden einen unglaublich krassen Gegensatz zu ihrer abgrundtiefen Trauer.
Ich komme mir vor, als würde ich das Bild eines großen Malers stören, als würde ich Disharmonie in dieses empfindliche Gleichgewicht bringen. Ich habe mich noch nie so fehl am Platz gefühlt, wie in diesem Moment. Ich überlege kurz, ziehe dann kurzentschlossen meine Schuhe aus, stelle sie etwas zu Seite und setze mich neben das Mädchen.
"Was willst du hier?", meint sie aber nur. Wir sind bereits einige Zeit ganz still nebeneinander gesessen. Sie hat wohl versucht, mich zunächst zu ignorieren.
"Ich wollte mir das Haus anschauen, das zur Zwangsversteigerung steht", antworte ich etwas schüchtern.
"Dann kommst du zu spät, die Versteigerung ist schon abgeschlossen", antwortet sie. Die Trauer in ihrer Stimme schnürt mir die Kehle zu.
"Es ist dein Haus?", frage ich vorsichtig.
"Es war mein Haus", kommt nach einer längeren Pause ihre Antwort, der man das große Bedauern über ihren Verlust deutlich anmerkt.
"Und was wird jetzt aus dir?", frage ich vorsichtig.
"Es hängt zwar vom neuen Besitzer ab, aber wahrscheinlich sitze ich auf der Straße", beeindruckt mich ihre klare Sicht der Dinge.
"Also passiert vorerst wohl nichts, solange sich der neue Besitzer nicht bei dir meldet", versuche ich ihren Gedankengang weiter zu spinnen.
Zum ersten Mal hebt ...
... sie ihren Kopf uns schaut mich mit einer Mischung aus Überraschung und Unglauben an. Ein trauriges Lächeln huscht über ihr Antlitz. Ihr Blick trifft mich tief in meiner Seele.
"Du bist ein hoffnungsloser Optimist. Fast schon strafbar", antwortet sie zum ersten Mal mit einer Mischung aus Erheiterung und Trauer.
"Die Hoffnung stirbt zuletzt", kontere ich.
Sie lächelt nur und meint dann, "Wie heißt denn du?"
"Ich bin Tom, Thomas Großrubatscher", antworte ich.
"Ich bin Zoe, aber das wusstest du vermutlich schon"
Zum ersten Mal mustert sie mich recht aufmerksam. Zumindest scheint sie mich nicht abstoßend zu finden, denn sie bleibt weiterhin freundlich.
"Das wusste ich, stand an der Haustür", gestehe ich, "Darf ich dich zum Essen einladen?"
"Baggerst du immer wildfremde, obdachlose Frauen an?", antwortet sie mir mit einer Gegenfrage und weicht damit meiner Frage aus.
"Nein, um ehrlich zu sein, ist es das erste Mal, dass ich eine wildfremde und obdachlose Schönheit zum Essen einlade. Irgendwann ist immer das erste Mal" antworte ich.
"Dir ist ernst!", stellt sie sichtlich überrascht fest. "Du willst tatsächlich mit einer Heulsuse Essen gehen."
"Um ehrlich zu sein, hoffe ich die Heulsuse etwas aufzuheitern. Dann wäre auch dieses Problem gelöst."
"Du bist hartnäckig", meint sie durchaus anerkennend.
"Nur dann, wenn es sich auch lohnt", antworte ich ehrlich.
"Na gut, dann gebe ich dem Drängen nach. Der neue Besitzer muss halt noch etwas warten, ...