1. Der Seelentrinker Teil 6 von 7


    Datum: 17.01.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNimmermehr

    ... über die Jahre gut genug, um zu verstehen: Sie glaubten an das, was sie da sagten.
    
    „Ein Wunschring, der zwar nicht so einfach alle Wünsche erfüllt, aber dennoch unglaubliche Macht verspricht und sich mit Dir unterhält, Hamid?"
    
    Hamid nickte zustimmend.
    
    „Es klingt unglaublich, ich weiß."
    
    „Und nicht zu vergessen - drei Millionen, die in dem Kleiderschrank der Verkäuferin warten?
    
    Ja!
    
    Hamid, das klingt für mich sehr schwer nach einer ziemlich "glaubwürdigen" Geschichte."
    
    Ömür lächelte.
    
    Er musste vorsichtig sein. Er brauchte beide für seine Pläne. Er musste eine gute Balance aus gesunder Skepsis, kritischem Hinterfragen aber auch Verständnis und Rat wahren. Er durfte ihnen nicht „das Gesicht" nehmen, auch wenn sie hier unter sich waren.
    
    Das würde seinen künftigen Einfluss auf die beiden mit Sicherheit verringern.
    
    Er betrachtete sie noch einmal eingehend.
    
    Da kamen die Beiden ohne Termin zu ihm, saßen vor ihm, beinahe entspannt und schienen all das auch wirklich zu glauben.
    
    All die Geschichten von Gott und den Teufeln, den Diw, den Dschinn ... All die waren eher sinnbildlich für die schlichteren Gemüter geschaffen worden, um Gott größer und vollkommener wirken zu lassen und zugleich die Schwäche der Menschen zu erklären und zu entschuldigen.
    
    Das durfte er nur so nicht sagen.
    
    Menschen brauchten immer Beispiele und Geschichten, um an etwas zu glauben und sich für etwas einzusetzen.
    
    Zum Beispiel für seine Ziele und die seiner Organisation ...
    ... in Syrien und im Irak.
    
    „Zeig mir noch einmal den Ring, Hamid."
    
    Hamid streckte seine rechte Hand zu ihm aus.
    
    „Kannst Du ihn mal kurz abziehen und mir geben?
    
    Keine Angst. Ich nehme ihn Dir nicht weg."
    
    „Das geht leider nicht. Das hängt mit dem Ring selbst zusammen. Probiert es. Ihr werdet es nicht vermögen."
    
    Ömür fasste den Ring an. Sofort spürte er, wie sich seine Härchen aufstellten. Der Ring war sehr warm und er spürte eine Macht, die in ihm zu pulsieren schien.
    
    Eine einladende und neugierige Macht?
    
    Fast schien es ihm, als stelle ihm der Ring eine Frage -- die Frage, was ihn störe?
    
    Ömür störte vieles. Zum Beispiel dieser Rosenbusch zu seiner Rechten. Er hatte viele Wildtriebe und heute Morgen hatte er sich mehrfach gestochen. Er würde ihn wohl morgen abschneiden, ausgraben und ersetzen müssen. Er mochte diesen Rosenbusch nicht mehr.
    
    Unglaublich, an welche Belanglosigkeiten man so alles dachte, gab es doch viele wichtigere Themen. Er betrachtete den Ring an Hamids rechter Hand intensiver. Er sah sehr alt, überaus gut gearbeitet und wertvoll aus.
    
    „Du sagst also Hamid, der Ring spricht zu Dir?"
    
    „Ja. Er dient mir, wie ein Geist. Und er spricht zu mir."
    
    „Was sagt er zu Dir?"
    
    „Er gibt mir Ratschläge. Aber ich habe ihn ja erst seit etwa einer Stunde. Ich bin sofort zu Euch gekommen."
    
    „Und das war richtig. Wenn das so stimmt, ist dieser Ring vielleicht nicht von dieser Welt. Wir müssen jetzt herausfinden, was es mit diesem Ring auf sich ...
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