1. Knapp am Abgrund vorbei


    Datum: 23.02.2022, Kategorien: Ehebruch Autor: Jean Leduc

    ... ganzen Jahre sind wir gemeinsam durch dick und dünn gegangen, haben unser Leben geteilt. Du bist mir heute viel zu wertvoll, als dass ich dich hergeben wollte. Aber ich konnte auch nicht ohne Sex leben. Bitte glaube es mir. Ich liebe dich und du bist der einzige Mensch, mit dem ich überhaupt zusammenleben will, mir ein gemeinsames Leben vorstellen kann. Alles andere bedeutet mir nichts, ist nur Spaß und körperliche Befriedigung. Bitte geh jetzt nicht weg. Ich liebe dich doch."
    
    Wir schwiegen beide, ich war von ihrem Geständnis wie erschlagen. Das alles war weitaus schlimmer als ich es jemals erwartet hätte. Ich war bis jetzt immer von einem Ausrutscher ausgegangen, einer im Prinzip einmaligen Sache, höchstens von einem unverbindlichen, kurzfristigen Seitensprung ohne tiefere Bedeutung. Dafür hätte ich sogar ein gewisses Verständnis aufgebracht, ich war ja wirklich beruflich in den letzten Jahren sehr viel unterwegs gewesen und hatte sie bestimmt auch ein stückweit vernachlässigt.
    
    Doch jetzt, im Licht dieser neuen Erkenntnisse, hatte sich alles, an das ich bis heute fest und unverbrüchlich geglaubt hatte, innerhalb der letzten Minuten in Nichts aufgelöst, mich in meinen Grundfesten erschüttert, mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Alles, an was ich bis jetzt fest geglaubt hatte, war im Moment wie tot.
    
    Mühsam nach Worten suchend entgegnete ich "Das Ganze ist so widersinnig. Wie oft habe ich in der Vergangenheit, wenn du meine Nähe gesucht und dich in meinen Arm ...
    ... gekuschelt hast, deine Liebe gespürt und tiefes Glück und Zufriedenheit empfunden. Nie hätte ich geglaubt, dass du so unzufrieden sein könntest, dass du auch noch so gänzlich andere Bedürfnisse hast, so anders sein könntest, wie du dich die ganzen Jahre mir gegenüber gegeben hast. Von dir kam diesbezüglich nie Kritik, nicht der kleinste Hinweis, dass dir etwas fehlt, dass ich mich verändern sollte. Ich komme mir so fürchterlich verarscht vor, du hast mir nie eine Chance gegeben etwas besser zu machen, etwas zu verändern. Du hast mich praktisch seit dem Beginn unserer Beziehung angelogen, mir einen wichtigen Teil deiner Gefühle und Bedürfnisse vorenthalten, mir nie auch nur den Hauch einer Chance gegeben darauf einzugehen. Ein wichtiger Teil deines Lebens fand komplett ohne mich statt, als würde es mich überhaupt nicht geben. Praktisch nie bist du auf mich zugekommen, hast versucht mich zu verführen, mir deine Lust offenbart. Dadurch blieben mir deine Bedürfnisse diesbezüglich komplett verborgen. Du hast mich auch nie gefragt, ob ich vielleicht auch gerne anders Sex mir dir gehabt hätte, du hast mir ganz einfach unterstellt, ich hätte kein Interesse mehr an dir, begehre dich nicht. Das ich müde und erschöpft sein könnte, dass ich aus einer ganz anderen, lustfeindlichen, egoistischen und kalten Welt zu dir nach Hause komme, das ich vielleicht auf Hilfe oder Anregung von dir angewiesen sein könnte, der Gedanke kam dir nicht, hat dich nie interessiert. Du hast immer nur ganz ...
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