Das große Spiel
Datum: 02.04.2022,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: byPhiroEpsilon
... "Königin" wurde von einem jungen Mann gespielt. Ob die Gerüchte wohl der Wahrheit entsprachen, dass er Männern mehr zugetan war als Frauen? Drago selbst hatte nicht die Position des Königs eingenommen, sondern spielte einen Ritter, die Schwächste der Offiziersfiguren.
Das jährliche Große Spiel des Königs gegen einen Herausforderer gab es schon seit Hunderten von Jahren. Ihr Vater hatte es seit seiner Thronbesteigung schon über zwanzigmal gespielt und jedes Mal mit Bravour gewonnen. Er war der mit Abstand beste Stratege des Königreichs, was sich auch auf dem echten Schlachtfeld zeigte.
Doch dieses Jahr war anders. Drago, der schwarze Ritter, war der General ihres Vaters, der aufstrebende Stern am militärischen Himmel. Er war grausam und brutal, hatte im letzten Jahr bei einem Aufstand zehn Rädelsführer mit eigener Hand exekutiert und — das musste sie zugeben — damit die Rebellion im Keim erstickt und wahrscheinlich Tausenden von Soldaten und Einwohnern das Leben gerettet.
Nichtsdestoweniger konnte Fiona dieses Gesicht nicht ausstehen, das von einer großen Narbe entstellt war.
Umso schlimmer, als er sich erdreistet hatte, vor dem versammelten Kronrat um ihre Hand anzuhalten.
"NEIN!", hatte sie ihrem Vater ins Gesicht gebrüllt. "Ich werde dieses Scheusal niemals ehelichen. Lieber sterbe ich."
"Fiona", hatte er geantwortet. "Du bist fünfundzwanzig. Du hast seit Jahren alle Bewerber abgewiesen."
"Du kannst mich nicht dazu zwingen!"
"Er hatmich ...
... herausgefordert. Für das diesjährige Große Spiel."
Fiona atmete erleichtert auf. "Dann ist ja alles gut. Du wirst ihn vom Brett fegen. Danach wird er so gedemütigt sein, dass er es nicht wagen wird —"
"Du bist der Preis. Wenn er gewinnt, wird er dich heiraten."
Sie zuckte zusammen. "A-a-aber das kannst —"
"Ich kann das sehr wohl. Es gibt genügend Präzedenzfälle."
Sie wusste das; sie hatte schließlich nicht umsonst die Geschichte des Reiches studiert. Und ihr Vater war der Beste.
Doch der höhnische Gesichtsausdruck Dragos ließ sie erneut zusammenzucken. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass das Spiel schon begonnen hatte. Noch mehr: Ihr Vater stand inzwischen drei Plätze von ihr entfernt und Drago nur eine Reihe vor ihnen beiden. Ihre Augen wurden groß. Der Ritter bedrohte sie und ihren Vater gleichzeitig.
"Schach!", knurrte der schwarze Ritter; seine Augen musterten sie voller Zorn.
Ihr Kopf zuckte herum. Keine weiße Figur stand so, dass sie Drago hätte schlagen können. Ihr Vater stand schutzlos in seiner Ecke. "Vater!", murmelte sie.
Er zuckte die Schultern, dann trat er einen Schritt zur Seite.
Ihr Kopf wandte sich wieder dem schwarzen Ritter zu, der drohend, mit klirrender Rüstung auf sie zuschritt. Sie erstarrte.
Er kam näher und näher, betrat ihr Feld und baute sich drohend vor ihr auf. "Du bist geschlagen, Fiona", sagte er überraschend sanft. Dann grinste er frech. "Gehst du freiwillig oder soll ich dich hinaustragen."
Wieder erschauerte sie. ...