Blinde Wut (1)
Datum: 12.04.2022,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Plautzi
... nicht mal schlecht für ihre Verhältnisse. Andere wiederum, kommen überhaupt nicht damit klar, prostituieren sich, stehlen um zu überleben, werden sonst irgendwie straffällig damit sie über den Winter ins Gefängnis kommen, sterben sogar vor Kälte oder unter anderen mysteriösen Umständen.
Diejenigen, die gerne Hilfe in Anspruch nehmen würden trauen sich nicht durch diesen Behördendschungel, weil sie vielleicht nicht lesen können, oder die komplizierten Fragen in den Fragebögen nicht verstehen. Umso schlimmer, wenn diesen Menschen dann noch ein Handicap haben. Wenn diesen Personenkreis niemand an die Hand nimmt oder ihnen bei den Behördengängen hilft, kommen sie nie aus dem Milieu heraus. Dann werden sie weiter gezwungen sein, auf harten Bänken in Bushaltestellen zu schlafen um einen trockenen Schlafplatz zu haben, wenn es regnet. Dann werden weiterhin nur ein paar Zeitungen aus dem Abfall als Zudecke dienen, und ihre dünnen Sommerjacken zu einem Knäuel zusammengedreht, damit sie ein notdürftiges Kopfkissen haben.
Die Stadtverwaltungen geben Millionen von Euro dafür aus um Tauben zu verscheuchen, Verkehrsberuhigungen zu bauen, für ihre Verwaltungsgebäude mit ihren arroganten Angestellten, und für Politessen, die kleinen Parksündern das Geld aus der Tasche zu ziehen, um die Stadtkassen zu füllen. Aber sie beschäftigen Niemanden, oder zumindest viel zu wenige, die diese Geschöpfe von der Straße holen und ihnen helfen. Aus Sicht der Städte ist das auch logisch. Es kostet ...
... nämlich zweimal Geld.
Erstens die Angestellten, und dann die steigenden Ausgaben an Sozialleistungen.
Vielleicht übertreibe ich gerade, aber steckt nicht trotzdem ein Fünkchen Wahrheit darin?
Ich schweife ab. Ich bin angefangen, euch von der Frau am Brunnen zu erzählen. Dieser blinden Bettlerin mit dem Pappschild vor ihren Knien. Sie ist mir schon oft aufgefallen, obwohl sie einfach nur bewegungslos dasitzt. Sie kann sich auch nicht dadurch von anderen "Bettlern" abheben, indem sie mit einer Gitarre oder einem Akkordeon auf sich Aufmerksam macht.
Sie tut mir leid. Jedes Mal, wenn ich bei ihr vorbeikomme, werfe ich ein paar Münzen in die alte Zigarrenschachtel, die geöffnet vor ihr auf dem Pflaster steht.
Und einmal pro Woche, meistens freitags, steckte ich ihr einen kleinen Geldschein direkt in die Hand. Das ich ihr dabei körperlich näher komme, und sie direkt anfasse, kommentiert ihr Hund auch nach den vielen Wochen in denen ich das tue, mit einem leisen knurren und nach oben gezogenen Lefzen. Aber gebissen, hat mich der kleine Fellklumpen, den sie Frechdachs nennt, noch nie. Ich befürchte, das andere Mitbürger ihre Blindheit ausnützen, und ihr frech diese Geldscheine stehlen würden, läge das wertvolle Papier offen in der kleinen Holzkiste. Freitags deshalb, weil mich mein Arbeitsweg die nächsten 2 Tage nicht bei ihr vorbeikommen lässt, und sie so die Chance hat, ein paar Lebensmittel mehr für das Wochenende zu kaufen.
Ich weiß nicht, ob sie eine Möglichkeit ...