1. Unter anderen Vorzeichen


    Datum: 04.05.2022, Kategorien: Romantisch Autor: lost_of_mind

    ... es die folgenden Tage und Wochen weiter. Nur einen Tag wunderte ich mich dass keine Lastwagen kamen. Es war Sonntag. Aber mit jedem Tag wurde es einfacher. Die Arbeit zwang mich in meinen alten Rhythmus zurück. Ich musste mich auf was anderes konzentrieren, hatte eine Aufgabe.
    
    Bald schon musste ich all meine Kraft wieder bündeln um die Jungs etwas einzubremsen, denn sie fühlten sich unbeobachtet und fingen an ihre Grenzen auszuloten. Daniela schien zwar etwas die ordnende Rolle der Anführerin eingenommen zu haben, aber mit den Jungs war das nicht so einfach. Die verstanden zu der Zeit nur knallharten Druck.
    
    Das Begräbnis hatte ich leider im Koma verschlafen, dieses wurde vom Kirchenchor organisiert. Man sah es mir nach. Die Frau vom Chef erzählte mir später mal alle Details. Im Grunde war es nicht mehr wichtig. Ich ging auch nicht zum Grab. Otto und Linda waren wieder vereint und ich hatte eine Aufgabe zu erledigen. Das Leben ging weiter und nebenan wohnten Menschen die indirekt auf mich angewiesen waren. Die hatten alle selber genug Probleme, jeder trug sein grosses Päckchen mit sich, die darf ich nicht auch noch mit meinem Zeugs belasten.
    
    Es gab später viel Schreibkram zu erledigen, es blieb ja einiges liegen. Viele Sachen wusste ich nicht von Linda, obwohl wir so eng miteinander zusammen lebten. Wieder war es Daniela die mir unter Tags viel Arbeit von den Schultern nahm. Manchmal hatte ich auch bei ihr das Gefühl, dass sie drüben mit ihrem Kind ihren Platz ...
    ... gefunden hatte. Auch eine Aufgabe. Und vielleicht zum ersten mal im Leben so etwas wie Sicherheit und Freiheit.
    
    Wieder verging die Zeit rasend schnell. Ich funktionierte. Stürzte mich in Arbeit und Aufgabe. Begann zu kämpfen. Weil ich ja jetzt nicht mehr in einer geordneten Lebensgemeinschaft lebte fehlten die Voraussetzungen für eine Pflegschaft. Aber niemand wollte weg. Daniela organisierte sowas wie einen kleinen Aufstand mit den Bewohnern. Sie rannten den Behörden empört die Türen ein und erwirkten tatsächlich eine einstweilige Ausnahmegenehmigung für ein halbes Jahr. Danach sollte jedes weitere halbe Jahr eine Sozialarbeiterin beurteilen wie sich die schräge Wohngemeinschaft entwickelte und die Ausnahme könnte schrittweise verlängert werden.
    
    Diese Aktionen schweisste die Gruppe unglaublich zusammen. Die Erkenntnis dass man zusammen stark war, zusammen etwas erreichen konnte. Nur zusammen als Gruppe funktioniert. Die Jungs merkten dass es nun von ihnen abhängen würde, wie sie sich benahmen. Die Frauen waren nicht auf sie angewiesen, diese waren alt genug und dürfen ihren Aufenthalt frei bestimmen. Dennoch lehnten sie sich für die Jungs weit aus dem Fenster und übernahmen Verantwortung. Besonders Daniela. Immer wieder Daniela. Ihr hätte ich es anfangs am wenigsten zugetraut, sie versank die ersten Wochen nach ihrer Ankunft schon sehr im Selbstmitleid. Und nun das?
    
    Die zweite Frau zog mit ihren beiden Kindern auf einen Bauernhof in der Nähe. Das war zu erahnen gewesen, ...
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