Unter anderen Vorzeichen
Datum: 04.05.2022,
Kategorien:
Romantisch
Autor: lost_of_mind
... sie hatte sich länger schon immer wieder mal mit Karl getroffen. Ging ja auch sehr praktisch, weil in unserer Unterkunft immer wer zum Babysitten da war. Nun wollen sie es richtig miteinander probieren. Sie ging mit einem lachenden und einem weinenden Auge, vergewisserte sich mehrfach ob sie wieder kommen dürfte wenn es nicht funktioniert. Aber da konnte ich sie beruhigen, jeder der Karl kannte wusste dass der so froh war eine Frau gefunden zu haben, der würde alles für sie machen. Wir wünschten ihnen wirklich alles Gute.
So kam es dass ich immer mehr mit Daniela zu tun hatte. Sie hielt unter Tage die Jungs etwas in Schach, leitete sie an, kontrollierte Hausaufgaben. Schrieb mit dem Grossen Bewerbungen, am Ende des Schuljahres würde er hoffentlich eine Lehrstelle finden. Alternativ müsste er eine weiterführende Schule besuchen, aber ich merkte instinktiv dass dies nicht sein Ding wäre. Ich rief deshalb aus einem inneren Impuls in meiner alten Firma in Augsburg an. Die halten regelmässig wenige Plätze für, naja, sozial problematische Jugendliche bereit. Die ältere Personaldame erinnerte sich tatsächlich noch an mich und meinte ich solle die üblichen Unterlagen zusenden.
Auf blöd fragte ich noch am Telefon: "Erinnern sie sich dann auch an Otto Sowieso?"
Die Dame meinte: "Erinnern jetzt konkret nicht, aber der Name sagt mir etwas. Ich denke das war vor meiner Zeit hier. Das muss einer der ersten Absolventen dieses Programms gewesen sein."
Aha! Nun erklärte sich ...
... rückwirkend so manches für mich.
Daniela und ich kochten meist gemeinsam am Abend, sassen mit den Jungs noch lange drüben in der grossen Küche und überlegten zusammen wie es weiter gehen könnte, wenn sie nicht gerade im Ort unterwegs waren beim baggern und balzen. Regelmässig machten wir auch gemeinsame Ausflüge. Jedesmal mit Daniela, beim Nachwuchs mit wechselnder Besetzung, wer halt alles ins kleine, inzwischen ziemlich klapprige Auto passte. Ich merkte wie ihre Tochter einen Draht zu mir fand. Die war aber auch wirklich süß!
Auch die Mutter wurde mir menschlich immer sympathischer. Obwohl Daniela der innere Zwiespalt anzusehen war. Daniela ist keine schöne Frau in klassischem Sinne. Dazu läuft sie im Alltag immer etwas zu nachlässig herum, als wolle sie Männer vorsätzlich abschrecken. Strähnige ungeschnittene Haare, abgetragene unpassende Kleidung, schwarze Mitesser in der Nase. Sportschuhe, die an den Füssen festgewachsen schienen. Für eine Frau ist sie relativ gross, in der weiten Kleidung lässt sich ein dürrer, schlacksiger Körper vermuten.
Aber dennoch hat sie was. Je mehr sie aus sich heraus fand umso mehr erkennt man ihre verborgenen Schätze. Sie hat ein gutes Herz, setzte sich schon energisch für andere ein. Zum Beispiel hat sie sehr schöne Zähne und ein nettes Lachen. Nur sah man das leider viel zu selten bei ihr. Und irgendwie konnte man eine sorgsam verborgene Sehnsucht nach Harmonie bei ihr erahnen, aber sie wagte es nicht mehr darauf zu hoffen.
Daniela ...