1. In den Klauen des Bösen


    Datum: 22.05.2022, Kategorien: Sonstige, Autor: Freudenspender

    ... nach.
    
    "Ich weiß, wie man ein Piercing tauscht", belle ich ihn an. "Mich würde eher interessieren, wie das Ding funktioniert."
    
    "Beim Sender brauchst du gar nichts machen. Er sendet ständig alles, was das Mikrophon empfängt", erklärt der erste inzwischen wieder sachlich. Dabei gibt er mir eine kleine Schatulle. Beim Öffnen erkenne ich ein ganz normales Piercing, das nicht weiter auffällt.
    
    "Das ist der Empfänger", fährt er fort. Dabei reicht er mir ein Gerät in der Größe einer Schuhschachtel. "Wer an diesem Ende sitzt, hört alles."
    
    "Wie ist es mit Kleidung?", erkundige ich mich. "Wenn ich eine Jeans trag, hört man da noch etwas?"
    
    "Das Gerät ist äußerst sensibel und steuert sich selbst. Natürlich nimmt das Gerät mehr auf, wenn es nicht durch Kleidung behindert wird. Aber auch dann reicht es noch bei Weitem aus, um Gespräche sauber zu übertragen. Einen Tipp habe ich allerdings. Es könnte unter Umständen peinlich werden, denn es wird alles übertragen", ergänzt der zweite. Erneut grinst er süffisant und macht eine eindeutige Handbewegung.
    
    Ich gehe nicht weiter auf seine versauten Gedanken ein. Ich bedanke mich, nehme das Zeug an mich und kehre in mein Büro zurück. Mit dem Piercing mache ich mich auf den Weg zur Toilette und tausche es aus. Auf dem Rückweg gehe ich zum Chef und zeige ihm, was ich an Technik bekommen habe.
    
    "Gut, dann soll Franz das Empfangsgerät nehmen. Er und Günther sollen dich ständig überwachen", bestimmt er.
    
    "Chef, wäre es möglich, dass ...
    ... zwei Frauen diese Aufgabe übernehmen?", frage ich vorsichtig. "Es wäre mir peinlich, wenn Franz und Günther in den nächsten Tagen alle meine Geheimnisse mitbekommen."
    
    "Wenn es bei deinem Einsatz wirklich zur Sache geht, dann dürften die Zuhörer dein kleinstes Problem sein", erklärt er. "Mir ist lieber, wenn zwei erfahrene Kollegen in deiner Nähe sind und sofort eingreifen können."
    
    Ich überlege kurz, ob ich ihm widersprechen soll, lasse es aber bleiben. Er hat Recht. Wenn ich in eine brenzlige Situation komme, sind die Zuhörer am Empfänger vermutlich mein kleinstes Problem. Außerdem will ich nicht auf den letzten Metern den Chef dazu bringen, die Aktion doch noch abzublasen. Deshalb akzeptiere ich seine Entscheidung auch, um weitere Diskussionen zu vermeiden.
    
    Kapitel 3
    
    "Guten Abend, ich bin Liv, ich habe einen Termin, um mich vorzustellen. Ich würde gerne hier arbeiten", sage ich zum Barkeeper.
    
    Pünktlich um 18 Uhr habe ich den Laden betreten und mich kurz umgeschaut. Da sonst niemand zu sehen ist, bin ich direkt zur Theke gegangen.
    
    Der Barkeeper schaut erst hoch, als ich ihn anspreche. Sein Blick ist zunächst gelangweilt, verändert sich aber nahezu augenblicklich.
    
    "Oh, hallo!", stammelt er. "Oliver kommt gleich. Möchtest du etwas trinken?"
    
    "Nein danke, bin zufrieden."
    
    "Oder nervös?"
    
    "Eher das", gestehe ich.
    
    Ich setze mich auf einen der Barhocker und warte. Das Outfit, das ich gewählt habe, ist jugendlich-frech. Ich trage einen unverschämt kurzen ...
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