1. Merlins Kinder 05: Langeweile


    Datum: 29.07.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... neu mit Sportsachen eingedeckt?"
    
    Ich grinste verlegen. "Ich habe den Sport vernachlässigt. In Paris —" Ich zuckte die Schultern.
    
    "Dafür sehen deine Muckis aber gut aus."
    
    "Ich weiß. Aber ich habe seit einiger Zeit nichts dafür getan."
    
    "Also los. Was ist deine Rundenzeit?"
    
    Ich zuckte die Schultern. "Ich habe nie 'richtig' trainiert. Ich bin einfach so gelaufen."
    
    "Okay. Dann läufst du erst einmal vor. Ich schaue ob ich hinterherkomme. Wenn nicht, keuche ich ganz laut."
    
    Ich musste lachen. Patrizia war sowas von normal — Ich lief los.
    
    Leichter Trab. Kein Signal von Patrizia, also legte ich etwas zu. Und mehr. Und noch mehr. Ein kurzer Blick auf die Stadionuhr. Die erste Runde hatten wir in knapp zwei Minuten geschafft.
    
    "Zu schnell?", rief ich nach hinten.
    
    "Zu lahm", kam es zurück. "Mach hinne."
    
    Also zog ich an. Schneller, noch schneller. Diesmal erreichten wir die Ziellinie bei eins-dreißig.
    
    Patrizia zog plötzlich an mir vorbei. Das konnte ich mir nicht bieten lassen. Dritte Runde: Eine Minute. Langsam spürte ich, wie lange ich nicht mehr gelaufen war. Aber, hey, das sollte mich nicht zurückhalten. "Moment mal", rief ich, hielt an und zog die Schuhe aus.
    
    "Du läufst lieber barfuß?", fragte sie und tat es mir gleich.
    
    "Eigentlich —" Lieber gar nicht erwähnen. Ich lief wieder los.
    
    Sie zog vorbei, es schien, als ob sie flöge.
    
    "Hey", rief ich. "Keine Magie!"
    
    "Wäre doch illegal." Und damit zog sie weiter an.
    
    Puuh! Wir erreichten die ...
    ... Ziellinie nach fünfzig Sekunden. Nicht schlecht, doch ich keuchte schon reichlich laut.
    
    "Weichei!", rief sie und legte noch einmal zu.
    
    Ich enthielt mich eines Kommentars. Mit zusammengebissenen Zähnen gab ich mehr Gas. Und noch mehr. Immer noch war sie mir voraus, blickte sich noch nicht einmal um. Das konnte doch nicht sein! Wir liefen in Richtung Weltrekord.
    
    Bei achtundvierzig Sekunden erreichte ich die Ziellinie, ein ganzes Stück nach ihr. Ich machte noch ein paar Schritte, dann ließ ich mich auf meine Knie sinken. Ich schnappte keuchend nach Luft, in meinem Kopf drehte es sich, vor meinen Augen sah ich Sterne.
    
    Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie näher gekommen war, bis ich einen Druck auf meiner Brust spürte. Ich blickte nach unten. Patrizia hielt ihre Faust genau dahin, wo sich das Amulett in meine Brust gegraben hatte.
    
    Sie hatte einen Ring an ihrem Finger, den ich zuvor noch nicht gesehen hatte.
    
    "Was", keuchte ich. "Was machst du?"
    
    "Dir helfen", sagte sie zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch. Ich spürte einen Zug an meiner Brust, als wollte das Amulett weg von mir.
    
    Ich schrie auf, als eine Flamme aus dem Ring schoss und sich in das Amulett bohrte. "Nein!", brüllte ich. "Das darfst du nicht —"
    
    Patrizia antwortete nicht. Sie hatte die Augen geschlossen; ihre Lippen bewegten sich lautlos. Ihre Faust hing bewegungslos vor meiner Brust.
    
    Es war, als ob ein Haken an dem Amulett hing und es in eine Richtung zog, die weder vorne noch hinten, ...
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