Mit dem Rolli ins Glück
Datum: 08.09.2022,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Plautzi
... geworden, seit du so plötzlich und unerwartet in mein Leben getreten bist. Bis vor ein paar Wochen, war ich hoch depressiv. Fast jeder Gedanke drehte sich darum, wie ich meinem Leben ein Ende setzen könnte, ich wollte niemandem zur Last fallen, konnte mich selbst nicht ausstehen. Ich hasste mich. Nach dem Unfall fühlte ich mich hässlich, nutzlos, hilflos und minderwertig. Meine "Noch-Ehefrau" hält mich für einen Krüppel, der ich ja auch bin, und hatte nichts Besseres zu tun, als mich sofort gegen einen anderen auszutauschen. Und nun bist DU da. Ziehst mich hoch, motivierst mich weiter am Leben teilzunehmen. Zeigst mir wie schön das Leben sein kann. Bei und mit dir sieht alles so leicht und selbstverständlich aus, als wäre es das Normalste der Welt. Nicht wie das Leben eines Krüppels, verstehst du was ich meine? Und das, meine gute Fee, habe ich vorher noch niemanden erzählt. Auch Fips weiß nichts von meinen Selbstmordgedanken. Bitte behalte es für dich, ok?"
Dieses Geständnis ist mir merkwürdig leicht über die Lippen gekommen. Wie hat sie das geschafft, dass ich mich ihr so öffnen konnte?
Mittlerweile kniet sie vor meinem Rolli und hat meine Hände in ihre genommen. Sie sieht mich an und in ihren Augen schimmert es feucht. Eine einsame Träne rollt aus ihrem linken Auge ihre Wange hinunter, um dann einen feuchten Fleck am Kragen ihres Poloshirts zu hinterlassen. Sie schluckt hart. Ich ahne, dass sie einen Kloß im Hals hat. Ihre Stimme versagt, oder ihr fehlen die ...
... passenden Worte, ich weiß es nicht. Eine angenehme Stille erfüllt den Raum. Ihre Augen erfassen jede Regung in meinem Gesicht, jedes zucken meiner Augenlider, jede lautlose Bewegung meiner Lippen. Dann legt sie ganz ruhig und wortlos ihren Kopf auf meinen Oberschenkeln ab. Ganz sanft fahre ich mit meinen Fingern durch ihre vollen strohblonden Locken. Sie ist MEINE Fee.
Als sie den Kopf hebt, sehe ich auf meinen Beinen zwei große nasse Flecken. Leise muss sie in sich hinein geweint haben. Kein schluchzen oder zittern hat sie verraten.
"Finn, hier bei dir ist es so anders, als bei meinen Pflegestellen vorher. Ich habe schon bei unserem ersten Treffen gespürt, wie verbittert du bist. Zugegeben, Fips hat auch sowas angedeutet ohne ins Detail zu gehen. Mich auf einen Mann einzulassen, ist auch für mich wieder neu. Mein Mann ist ein ziemliches Arschloch. Erst betrügt er mich mit so einer dahergelaufenen 18 jährigen Azubi-Schlampe aus seinem Betrieb, und dann vergewaltigte er mich rücksichtslos, nachdem er besoffen von einer Betriebsfeier nach Hause kam. Er hat sich zwar entschuldigt, aber danach war nichts mehr wie es vorher war. Mein Vertrauen in ihn, in die Männer im Allgemeinen, mein Glaube an die Ehe... alles war zerstört. Aber du bist anders, das spüre ich. Du nimmst meine Pflege, meine Nähe nicht als selbstverständlich hin. Du respektierst mich. Ich fühle mich wohl in deiner Nähe. Irgendwie sicher. Ich bin gern bei dir. Hilfst du mir dabei, mich wieder auf einen Partner ...