Merlins Kinder 03: Das große Abenteuer
Datum: 25.09.2022,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byPhiroEpsilon
... half mir aufzustehen. "Es sind nur ein paar Meter. Wir verstecken uns unter dem Thron."
"Ist da ein Hohlraum?" Mühselig stieg ich die zwei Stufen hinunter.
"Ja. Da versteckt sich Michael immer, wenn er etwas ausgefressen hat."
"Was für ein Früchtchen!" Sie grinste. "Hab' ich mir auch schon gedacht." Sie hob eine Seite des Throns hoch, die offensichtlich aus einem schweren Vorhang bestand, und wir krochen hinein.
"Hast du das etwa alles mit angesehen?", fragte ich besorgt.
"Nicht alles", erklärte sie, während sie die Verschlüsse an meinen Fußfesseln öffnete. "Ich hatte Mühe, nicht zu kotzen. Papa ist ein genauso großes Arschloch wie Opa."
Ich wollte sie wegen der Ausdrücke rügen, doch mir war klar, dass sie ein Ventil für ihre Unsicherheit und ihren Zorn brauchte.
"Die können uns hier auch dann nicht finden, wenn die uns mit Magie suchen? Frank scheint ja verdammt mächtig zu sein."
"Gut, dass du das sagst."
Ich sah im Halbdunkel, wie sie die Augen schloss. Dann murmelte sie ein paar Worte vor sich hin, die sich Lateinisch anhörten. Ein Lichtblitz blendete mich. Dann wurde es dunkel. Dunkler als zuvor.
"So", sagte Patrizia. "Ich habe uns eine Blase aus erstarrter Zeit gebaut. Da kommt niemand durch."
"Woher kannst du das?"
"Michael hat sich irgendwann in Franks Bibliothek gestohlen und den Spruch auswendig gelernt." Dann grinste sie mich sehr selbstzufrieden an. "Er hat es aber nicht geschafft."
"Du bist die Beste."
Ihr Gesicht wurde ...
... ernst. "Ich hab' mal 'was über Inzucht gelesen. Ich weiß nicht, wieso diese Familie nicht kranker ist. Melanie! Das sind alles Kinder von Zwillingsgeschwistern. Über mindestens zehn Generationen."
Ich nahm sie in meine Arme. "Denk nicht drüber nach. Die Leute hier sind einfach verrückt."
Sie kuschelte sich an mich. "Ich hab' Angst", flüsterte sie. "Ich will nicht hierbleiben und genauso ein Arschloch wie Papa und Opa werden."
"Ich beschütze dich", murmelte ich. "Die werden uns nicht kriegen."
Leise, gleichmäßige Atemzüge bewiesen mir, dass sie eingeschlafen war. Gesegnet seien die Kinder, die bei jeder Gelegenheit schlafen konnten.
Ich musste auch eingenickt sein, denn das nächste, was ich sah, war, dass jemand den Vorhang aufriss.
5
Patrizia
Ich erwachte davon, dass Melanie zusammenzuckte. Helles Licht fiel in den kleinen Hohlraum. Opa stand davor und sah glücklicherweise extrem enttäuscht aus. Dann ließ er den Vorhang wieder fallen.
"Puh!", flüsterte Melanie. "Das war knapp."
Ich konnte ihr nur beipflichten.
"Sag mal, Kleines", sagte sie, nachdem es in der Kirche wieder ruhiger geworden war. "Ich habe ja inzwischen so ungefähr verstanden, was hier abgeht. Ich blicke nur nicht durch, was für eine Rolle ich — beziehungsweise mein Original — hier spiele."
"Du bist ein Mensch."
"Sind wir nicht alle Menschen?"
"Nicht nach deren Einstellung." Ich richtete mich auf. "Willst du es wirklich wissen?"
"Vielleicht hilft es mir ja, einen Ausweg ...