Das Patrick-Projekt
Datum: 29.10.2022,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: Dingo666
... aufgebaut, mit weißen Kerzen drin. Sie brennen und bilden ein Spalier von kleinen, freundlichen Flammen. Sie flackern im Wind, als wollten sie uns zuwinken, uns hereinbitten.
"Das ist wunderschön", hauche ich ergriffen. Dann erkenne ich die Form der Kerzen und muss laut auflachen. Patrick lacht hinter mir mit, freut sich über den gelungenen Effekt.
"Von denen habe ich immer ein paar Packungen auf Lager", murmelt er mir von hinten ins Ohr. "Nur für den Fall..."
"Aha!" Ich bin mehr als bereit, eine kleine Kabbelei vom Zaun zu brechen. Doch da bläst es auf einmal heftig los. Regenböen ziehen heran, im letzten Gegenlicht gut sichtbar.
"Schnell rein jetzt!"
Wir schaffen es gerade. Keine fünf Sekunden, nachdem wir durch die Tür gestolpert sind, klatscht Wasser gegen die Wand der Hütte. Wir grinsen uns triumphierend an und stellen unser Zeug im Windfang ab.
"Scheint so, als sitzen wir jetzt erst Mal eine Weile hier fest", meint Patrick leichthin und zieht mich ins Innere der Hütte. "Wie gut, dass wir vorbereitet sind."
Ich sehe mich um, und mir schießen die Tränen in die Augen. Das Häuschen ist fast komplett ausgeräumt, es bildet einen einzigen, leeren Raum. Über einer Vitrine ist ein farbiges Tuch gespannt, das alles dahinter verbirgt. Ein Dutzend weiterer Kerzen hinter Glas verbreiten eine zauberhafte Stimmung. Sie sind schon ein wenig runtergebrannt. Patrick muss sie angezündet haben, bevor er mich abgeholt hat.
Genau in der Mitte der Hütte steht, als ...
... einziges Objekt, ein großes Bett. Auch überzogen mit einem Tuch, der Stoff ist tiefrot und orange meliert. Zwei rote Kissen liegen darauf. Sonst nichts. Eine Decke wartet neben dem Bett auf dem Boden. Das Ganze vermittelt die Atmosphäre einer Räuberhöhle: versteckt, gemütlich, und leicht verrucht.
"Das ist so..." Ich breche ab. Weil mir die Worte fehlen, und weil ich sonst gleich losheule. Ich drehe mich um und schlinge Patrick meine Arme um den Hals, drücke, so fest ich kann. Er umfasst mich und streichelt mir von oben bis unten über den Rücken mit seiner großen Hand. Ich habe das Gefühl, dass seine Finger einmal quer über mich drüber gehen.
"Danke", kann ich nur flüstern. "Danke."
"Vor langer, langer Zeit war es hier im Alpenraum Tradition, dass ein erfahrener Häuptling die jungen Töchter des Stammes bei der Hand nahm und sie einführte in die Welt der Erwachsenen", murmelt er an meinem Ohr. "Sie zogen sich in eine einsame Höhle zurück und er zeigte ihr die Freuden der Liebe, unter dem Schutz der Waldgötter."
Er dreht mich halb um und zeigt auf die Wand hinter dem Bett. Da hängt ein großes Hirschgeweih. Ein durchaus üblicher Raumschmuck hierzulande, doch seine sinnenden Worte verleihen diesem hier eine mystische Bedeutung. Die leeren Augen des Tierschädels scheinen mich anzustarren.
"Ehrlich?", frage ich beeindruckt. "So etwas Interessantes lernt man nicht im Geschichtsunterricht. Typisch!"
"Naja." Jetzt grinst er. "Eigentlich ist das nicht überliefert. Es ...