1. Mann, sechzig plus


    Datum: 24.11.2022, Kategorien: Reif Autor: route66

    ... endlich mal wieder Druck ablassen.
    
    Der folgende Tag war ein Sonntag. Gleicher Ort, gleiches Spiel, gleiches Glück. Also ich konnte mein Glück nicht fassen. Dann erzählte sie mir was vom dringenden Besuch bei einer Freundin in einer anderen Stadt, die ihre Unterstützung brauche. Deshalb sei sie auch erst am kommenden Sonnabend wieder zurück und könne sich erst dann wieder mit mir treffen. Ich zählte die Tage bis zum Sonnabend.
    
    Es ist, wie es ist, nach einer Woche Einsiedlerdasein konnte ich es gar nicht erwarten, sie wieder in die Arme zu schließen und natürlich auch zu vögeln.
    
    Wir lagen erschöpft und zufrieden nebeneinander im Bett. Ich hatte mich wieder eingekriegt und langsam beruhigt. Da fragte sie mich: "Ich habe gerade einen finanziellen Engpass. Kannst Du mir mit dreißigtausend Euro aushelfen?" Reingefallen! Dreißigtausend für drei Mal ficken. Wie blöd kann man nur sein? Und wieder soff ich gerade ab. Mein frisch gewonnener Lebensmut schmolz dahin wie Butter in der Sonne.
    
    Ich befragte meinen Freund aus dem Verein. "Ich hab gesehen, daß du ihr in die Fänge geraten bist, aber ich wollte Dir den Spaß nicht verderben", meinte er freundschaftlich, "Sie soll eine Granate sein im Bett. Das ist gemeinhin bekannt. Allerdings hörte ich auch schon davon, daß sie es letztendlich nur auf Geld abgesehen hat. Nimm es nicht so tragisch, Du bist nicht der erste." Und das sollte mich beruhigen?
    
    Damit war alles wieder beim Alten für mich. Ich saß wieder alleine zu Hause und ...
    ... haderte mit meinem Schicksal. Aber manchmal kommt es erstens anders, und zweitens als man denkt. Ich fuhr immer schon gerne Rad. Jetzt im Vorruhestand konnte ich das auch mitten in der Woche, wenn das Wetter schön war und die Ausflugslokale nicht so voll waren.
    
    Ich landete in einem meiner Lieblingslokale, wo es geräucherte Aalfilets mit Rührei und Bratkartoffeln gibt. Was der Körper braucht, muss er haben. Hin und wieder, damit ich nicht zu fett werde, gönnte ich mir das, und sonst hatte ich ja auch nicht so viel Vergnügen. Erstaunlicherweise waren an diesem Tag alle Tische auf der Terrasse belegt. An einem Vierertisch, an dem nur ein Paar saß, fragte ich höflich, ob ich mich dazusetzen dürfe. Beide nickten freundlich und er sagte: "Aber sicher doch."
    
    Es entspann sich ein nettes bis fröhliches Gespräch unter uns. Beide waren so in meiner Altersklasse. Sie fragten mich, woher ich denn komme. Meine Strecke bis zu diesem Lokal betrug gut zwanzig Kilometer. "Oh", sagte er, "dann sind sie ja bei unserem Dorf vorbeigekommen. Wir sind etwas fauler als Sie, wir wohnen nur zehn Kilometer entfernt." Das mit dem "faul" hatte er nett ausgedrückt. Aber zwanzig Kilometer sind ja nun auch nicht die Welt. Selbst wenn ich auf der Rückfahrt meine Tour noch etwas ausdehnte, wurden es an so einem Nachmittag nicht mehr als sechzig Kilometer.
    
    Er fragte mich, ob ich nicht auf der Rückfahrt bei ihnen zum Kaffee Halt machen wolle. "Gerne", sagte ich. Sie waren wirklich sympathisch. Und sie, ...
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