1. Kurzsichtig und ohne Durchblick


    Datum: 31.12.2022, Kategorien: Hausfrauen Autor: bytears4U

    ... Zweizimmerwohnung in Jülich bewohnte. Warum erzählte sie mir das?
    
    Die erste Stunde war bereits kurzweilig vergangen. Zum Sehtest führte mich Frau Klar in einen separaten Raum. Ich nahm hinter der Apparatur Platz, sie setzte sich dazu etwas seitlich, um die Okulare wechseln zu können.
    
    „Lies' mal die vorletzte Zeile."
    
    „neun, null, sechs, vier"
    
    „Gut. Dann schau' mal auf die sechs. Ist es so besser, oder so?" Und wechselte die Optik.
    
    Irgendwie rückte sie mir dabei auf die Pelle. Ich nahm ihr Parfum wahr. Nach meiner Einschätzung etwas von Laura Biagiotti.
    
    „Und wie ist das jetzt?", und drehte wieder an den Linsen des Apparates. „Ist das jetzt schärfer als davor?"
    
    Klar war das schärfer, aber anders als Frau Klar vielleicht aus beruflicher Sicht meinte. Mir wurde etwas wärmer bei der Vorstellung, dass sie gerade meinen Fluchtabstand unterschritt. Und ich versuchte, meine Gedanken in ein deutlich weniger verfängliches Fahrwasser zu leiten. Was stellte ich mir denn eigentlich vor? Quatsch! Im Rheinland hat man es halt nicht so mit Distanz.
    
    „Sie wirken auf mich ziemlich nervös", meinte Frau Klar im weiteren Verlauf der Prozedur. Und war auch wieder beim „Sie".
    
    „Wenn Sie mir so nah kommen und ich ihr Parfum riechen kann, und Sie mir dann noch so tief in die Augen schauen ...", war ich erstaunlich offen und biss mir auf die Unterlippe.
    
    „Das haste jetzt schön gesagt. Das mit der Sehschärfe haben wir eigentlich erledigt. Um die andere Schärfe kümmern wir uns ...
    ... jetzt!", und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel gar nicht weit von meinen Vorratsbeuteln entfernt. „Ich heiße Yvonne. Und Yvonne zeigt dir jetzt unseren Aufenthaltsraum. Komm mal mit! Eine Etage höher, der Herr".
    
    Eine Kollegin sah uns zu.
    
    „Maike, ich zeige dem Kunden mal, wo die Toiletten sind. Ich glaube, es geht ihm nicht so gut. Meinst du, er könnte sich vielleicht im Aufenthaltsraum etwas ausruhen. Da ist ja um diese Uhrzeit ohnehin niemand."
    
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stieß sie die Tür zum Treppenhaus auf und bedeutete mir, ihr zu folgen. Nach ein paar Treppenstufen, die sie vor mir hinaufging, blieb sie ohne erkennbaren Anlass stehen, drehte sich zu mir um, nahm meinen Kopf in beide Hände und küsste mich gierig auf den Mund.
    
    „Ich wollte immer schon mal aus meiner kleinbürgerlichen Haut. Ich dachte mir, du bist ein netter Kerl. Und wirst auch noch rot an den Ohren. Wir werden jetzt ein wenig Spaß haben. Hast du Lust auf einen Quicky?" Sie griff in meinen Schritt. „Na da haben wir ja die Antwort!"
    
    Dann nahm sie meine Hand und steuerte den Aufenthaltsraum an. Dort gab es die üblichen Spinde für die Wertsachen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ein paar Tische mit Stühlen drumherum. Eine Tür führte von hier zur Personaltoilette. Yvonne nahm einen Stuhl, drehte ihn zu mir und nahm Platz. Sie ließ mir keinerlei Bedenkzeit.
    
    „Na dann zeig mir mal dein Werkzeug! Aber anderen etwas sagen, darfst du nicht, klar? Dann bin ich nämlich den Job hier los!" ...