1. Auf zu neuen Ufern


    Datum: 21.01.2023, Kategorien: Schwule Autor: byDer_MainHesse

    Die Lust, es auszuprobieren, kam plötzlich. Bis zur tatsächlichen Umsetzung dauerte es aber Monate. Aber fangen wir von vorne an: Eines Abends, kurz vor dem Schlafengehen, lag ich nur in Boxershorts auf meinem Bett und stöberte auf einer bekannten Gay-App durch Profile von heißen Kerlen in meiner Stadt; in der Hoffnung, endlich wieder jemanden für eine geile Nacht oder doch etwas Längerfristiges zu finden. Eines der Profile zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Nicht etwa wegen besonders erotischen Bildern, sondern weil es folgenden Hinweis enthielt: „Ich biete Bed & Breakfast". Da ich ziemlich rattig war, begannen in meinem Kopfkino die geilsten Vorstellungen, was bei einem solchen „Bed & Breakfast" alles passieren könnte. Als ich mir einen abgewichst hatte und wieder voll Herr über meine Sinne war, kamen jedoch die Zweifel hoch -- und die überwogen: War es nicht doch etwas riskant, einen wildfremden Menschen in meine Wohnung zu lassen? Ist die Chance, dass sexuell etwas passiert, im Vergleich zur Gefahr, dass es stinknormal und- langweilig ist, nicht verschwindend gering? Und und und. So ging es lange hin-und-her.
    
    Doch irgendwann kam der Zeitpunkt, wo ich mir nicht einfach vor lauter Geilheit einen abwichste, sondern begann, auf meinem Profil die Option „Bed & Breakfast" zu aktivieren und meinen Profiltext anpasste. Nach dem Besuch einer Gayparty, eines Gaysauna und eines Gayhostels schien mir mit meinen 31 Jahren die Zeit reif für eine neue Erfahrung.
    
    Die Geilheit ...
    ... hatte zwar gesiegt, aber das führte nicht dazu, dass die Umsetzung schnell gefolgt wäre. Schließlich ist Frankfurt ja nicht gerade ein Hotspot des internationalen Tourismus -- und auch nicht der größte Hotspot der deutschen Gayszene. Ich kann also nicht behaupten, dass ich mich vor Anfragen kaum retten konnte. Bis auf irgendwelche Spinner und Männer deutlich über meiner Altersgrenze herrschte monatelang tote Hose. Hinzu kamen einzelne Anfragen für Termine, die bei mir nicht passten. Zugegeben: Sie Sache wurde dadurch, dass ich mir das Profil - und nicht zuletzt das Bild - des Typen, der anfragte, genauer anschaute bevor ich ihm zu- oder absagte, nicht gerade erleichtert. Es war zwar nicht so, dass ich nur Adonisse bei mir hätte übernachten lassen, aber angesichts meines eigentlichen Ziels hätte es wenig Sinn ergeben, Kerlen, die mir optisch überhaupt nicht gefielen, zuzusagen. Meine Startbedingungen waren also eh nicht die besten, und dann kam der Super-GAU: Corona. Ich hatte die Hoffnung schon längst aufgegeben und hatte schon vergessen, dass ich die „Bed & Breakfast"-Option noch aktiviert hatte, als ich Ende Mai 2020 eine Nachricht in meinem Postfach entdeckte.
    
    Die Nachricht machte einen sehr guten Eindruck und hob sich von vielen anderen hervor. Ein gewisser Markus, 24 Jahre alt, wollte drei Nächte bei mir übernachten. Er würde im Rahmen eines Arbeitsprojekts nach Frankfurt kommen und entsprechend den ganzen Tag und teilweise auch am frühen Abend unterwegs sein. Die ...
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