1. Zwei Brüder, ich und das Rauschen des Meeres


    Datum: 18.03.2023, Kategorien: Sonstige, Autor: Emily Bloomingdale

    ... du meinst sicherlich Michael."
    
    "Er ist doch hoffentlich nur dein Umzugshelfer?"
    
    "Nein. Wir werden dort zusammen wohnen. Er ist mein, äh, wir sind ..."
    
    "Schwul?", versuchte ich ihm auszuhelfen.
    
    "Was? Nein, bestimmt nicht", sagte er und musste ein bisschen lachen, was ihm verdammt gut stand. "Wir sind Brüder."
    
    "Wie ist das möglich?", fragte ich, weil mir diese Vorstellung völlig absurd vorkam.
    
    "Weil er blond ist und ich braune Haare habe?"
    
    "Nein, weil er ein ...", ich zögerte. Dass ich seinen Bruder eben schon beleidigt hatte, würde er mir vielleicht noch durchgehen lassen, aber ich konnte ja nicht die ganze Zeit so weitermachen, auch wenn es mir äußerst schwerfiel. "Weil ihr mir von eurem Wesen her recht unterschiedlich zu sein scheint." Ich war stolz darauf, dass ich mich so gut im Griff hatte. "Bist du sicher, dass nicht einer von euch bei der Geburt vertauscht worden ist?" Nun gut, doch nicht ganz so stolz.
    
    "Er ist eigentlich ganz okay." Jakob sah mich ein bisschen unsicher an. Vielleicht hatte ihm sein Bruder erzählt, dass ich ein ganz klein wenig impulsiv sein konnte. "Würde es dir etwas ausmachen, dein Auto umzuparken? Unser Möbelwagen müsste gleich ankommen und es ist etwas eng in der Straße."
    
    Ich sah völlig ungeniert an ihm herab. Auch da war es eng geworden. "Gar kein Problem", gab ich zurück. "Bis später irgendwann!" Während ich zum Strandhaus ging, nahm ich das Handtuch und rubbelte damit meine Haare trocken. Und dann drehte ich meinen ...
    ... Kopf noch einmal kurz zu ihm, um mich zu vergewissern, dass er wirklich nicht schwul war. Er starrte so fasziniert auf meinen nackten Hintern, dass er es gar nicht bemerkte. Erst als ich mir mit der Hand auf meinen Po schlug, schreckte er auf und machte sich schnell vom Acker. Mein Grinsen konnte gar nicht breiter sein.
    
    Ich zog mir etwas an, stieg in meinen alten Ford und fuhr ihn unter unser Carport. Bis gestern Mittag hatte mein Bruder dort geparkt, doch er war bereits wieder in Hamburg. Solo war er hingegen nicht mehr, sondern ganz frisch mit Luisa zusammen, einer liebenswerten und extrem attraktiven Blondine. Sie war im Bett ein absoluter Traum, das konnte ich aus eigener Erfahrung beurteilen. Aber das war eine andere Geschichte. Mein Singledasein strotzte nur so voller Energie und Lebensfreude. Ich bezweifelte, dass wir noch einmal Freunde wurden. Längere Phasen ohne regelmäßigen Sex bekamen mir einfach nicht. Doch wenn Jakob seine Schüchternheit ablegen würde, könnte ja etwas gehen. Schließlich hatte ich noch die ganze Woche Urlaub.
    
    "Samstag wäre großartig", sagte ich zu Bianka. "Bis dahin habe ich bei all dem Wind ohnehin wenig von meiner neuen Frisur."
    
    "11 Uhr?"
    
    "Perfekt!"
    
    "Und sonst so? Stimmt dein Status noch und du bist wirklich nach wie vor Single?"
    
    "Es sind erst fünf Wochen", gab ich zurück.
    
    "Für deine Verhältnisse ist das eine lange Zeit", meinte meine Freundin. Sie war nur zwei Jahre älter als ich, dennoch gehörte ihr dieser Friseursalon, der ...
«1234...18»