Zwei ungleiche Schwestern
Datum: 23.03.2023,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... jetzt, sofort und selbst. Sprechstundenhilfe habe ich nämlich immer noch keine", scherze ich.
Auch Anastasia muss lachen. Sie wischt sich die letzten Tränen von den Wangen und diesmal hält sie sich nicht mehr zurück. Sie umarmt mich und drückt mich mit aller Kraft.
"Danke, danke, danke!", frohlockt sie.
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Wir haben ihre Anmeldung online problemlos hingekriegt. Wenn Anastasia nicht gewesen wäre, hätte ich es wohl nicht geschafft. Ihr Deutsch ist vor allem, wenn sie schreiben muss, nicht sonderlich gut, aber sie ist sonst ein ausgesprochen helles Köpfchen und checkt extrem schnell. Ich musste ihr zwar Teile des Textes am Bildschirm übersetzen und manchmal auch erklären, was damit im umständlichen Behördendeutsch gemeint sein könnte, aber die Anmeldung an sich hat sie problemlos hingekriegt.
"Dann müssen wir morgen über die Arbeitszeiten, den Lohn und einiges mehr sprechen. Ich bin mir jedoch sicher, wir werden uns dabei rasch einig. Heute ist es schon spät. Kann ich dich irgendwohin bringen?", biete ich an.
"Nicht wirklich", antwortet sie.
"Wie? Nicht wirklich? Was soll das heißen?"
"Wir haben keine Bleibe mehr. Ich und Steffi haben bisher in einer kleinen Pension übernachtet, aber dafür fehlt uns inzwischen das Geld", gesteht sie. Es ist ihr sichtlich peinlich, mir das zu gestehen.
"Aber Ihr müsst doch irgendwo wohnen?"
"Ich weiß", antwortet sie niedergeschlagen.
Allmählich kehrt die Sorge zurück, die sie vorhin in ihrer Euphorie endlich ...
... hinter sich gelassen hat. Dabei gefällt sie mir fröhlich, eindeutig besser.
"Gut, dann kommt Ihr mit zu mir!", stelle ich entschlossen fest.
"Wohin?", meint sie überrascht.
"Ich kann Euch wohl kaum auf der Straße hausen lassen", antworte ich. "Ich nehme Euch mit zu mir und wir bereiten die Gästezimmer für Euch her. Dann hast du auch keinen langen Weg zum Arbeitsplatz und kannst mit mir mitfahren."
Ich versuche die Situation etwas aufzulockern, indem ich ihr die Vorteile aufzeige. Anastasia schaut mich mit großen Augen an.
"Wir dürfen bei dir wohnen?"
"Darauf wird es wohl hinauslaufen. Oder hast du eine bessere Idee?"
Anastasia zuckt mit den Achseln. Sie schaut mich ungläubig an.
"Musst du nicht vorher mit deiner Frau darüber sprechen? Ich weiß nicht, ob die so begeistert ist, wenn sie von unserem Deal erfährt. So können wir es noch vor ihr verheimlichen. Aber, wenn ich und Steffi bei Euch wohnen, dann wird das schwierig", gibt sie zu bedenken.
"Ich habe keine Frau. Die Entscheidung liegt also ganz allein bei mir", stelle ich klar.
"Aha!", meint sie nur.
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Es ist inzwischen neunzehn Uhr. Die Anmeldung hat doch mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant. Außerdem haben wir die Sachen von Anastasia und Stefanie aus einem Schließfach am Hauptbahnhof geholt. Die beiden hatten sie dort vorübergehend deponiert. Vor dem Bahnhof treffen wir auch Stefanie. Anastasia hat sie telefonisch verständigt und dorthin bestellt.
Die Neunzehnjährige ist ...