Merlins Kinder 04: Die neue Welt
Datum: 26.03.2023,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byPhiroEpsilon
... schon die Tränen herunter, während ich noch unseren Sohn zum Traualtar begleitete, und Tamara dies für ihre Tochter tat. Es mag ja ungewöhnlich sein, dass dies nicht die Väter taten, doch Frank stand ja schließlich schon am Altar und Svenjas Vater war — wie alle Männer in der Familie — "unbekannt verzogen."
Unsere Kirche war gerammelt voll. Genauer gesagt hatte ich irgendwie das Gefühl, dass es heute viel mehr Platz gab als sonst. Bei einem so geballten Auftreten von Magier-High-Society war es durchaus möglich, dass jemand dafür gesorgt hatte.
"Nein", hatte Tamara bei der ersten Planungssitzung gesagt. "Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie viele von meiner Verwandtschaft zur Hochzeit kommen."
"Du kannst einfach fünfzehnhundert durch achtzehn dividieren", meinte Svenja. "Das wäre dann die mögliche Obergrenze."
"Wie?", entfuhr es mir. "Du meinst, dieleben alle noch?" Es mochte sein, dass sich meine Stimme ein kleines bisschen hysterisch anhörte. Doch zu erfahren, dass meine zukünftige Schwiegertochter zu einem der edelsten und ältesten Hexengeschlechter Europas gehörte, war eigentlich schon Schock genug gewesen. Dass diese Hexen aber 'virtuell unsterblich' waren, also nur an Unfällen sterben konnten, versetzte mir schon mehr als nur leichte Kopfschmerzen.
"Eher nicht", beschwichtigte mich Tamara. Ihre Hand auf meinem Unterarm fühlte sich wirklich gut an. "Höchstens die Hälfte. Und von denen —" Sie zuckte die Schultern. "Es wird genug geben, die die Heirat ...
... einer Tochter Morganas mit einem Sohn Merlins irgendetwas zwischen abstoßend und abscheulich finden."
Ich blickte sie an. Sie blickte etwas besorgt zurück. "Werden die etwas unternehmen? Ein Attentat, ein Terroranschlag, ein Feuerball, ein Erdbeben?"
"Ruhig, ruhig, Melanie", sagte sie. "So weit würde niemand gehen. Aber wir können ja sicherheitshalber Franks Urgroßvater bitten, einen Schutzbann um die Kirche zu legen."
Noch so etwas. Frank hatte nie über seine Familie gesprochen. Inzwischen wusste ich, dass er wie alle "Söhne Merlins" schon als Kind eine magische Blockade zu seinem eigenen Schutz bekommen hatte. Er war nicht in der Lage, seine Familiengeheimnisse auszuplaudern. Selbst nach unserer Heirat — ich besaß ja schließlich keine Kräfte — hatte die gehalten.
Ich hatte auch nicht gewusst, welche Probleme er mit seinen Eltern hatte, als er ihnen erzählte, dass er mich heiraten wollte.
Unsere — meine — Unfruchtbarkeit hatte das ihre dazu beigetragen, dass sie mich komplett links liegen ließen. Erst bei Patricks Taufe hatte ich erfahren, dass Franks Vater ebenfalls Pfarrer war, aber auch nicht mehr.
Erst, als sie von Frank erfuhren, wer seine zukünftige Schwiegertochter war, war die ganze Familie über mich hereingebrochen. Gottseidank im positiven Sinn. Wenn auch nicht unsterblich, hatten Magier bekanntermaßen Mittel und Wege, bis ins hohe Alter jung auszusehen. "Merlins Söhne" schon gar. Frank konnte mich locker um hundert Jahre überleben. Was im Endeffekt ...