1. Merlins Kinder 04: Die neue Welt


    Datum: 26.03.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... Gesicht im Schlamm.
    
    "Gütiger Herr im Himmel", flüsterte ich. "Vergib mir meine Lästerung. Hilf, heilige Anna, dass ich hier nicht sterbe, und ich schwöre, ein Mönch zu werden."
    
    Auf einmal hörte der Regen auf. Vorsichtig hob ich den Kopf und erblickte ein Paar Lederstiefel, darüber ein schwarzer Ledermantel. Noch weiter oben lächelte mich ein älterer Herr mit weißem Bart gütig an. Er hatte die Arme über sich ausgestreckt, als ob er den Regen von mir abhalten würde.
    
    Und mit einem Schlag wurde mir klar, dass er genau das tat. Ein Magier!
    
    Voller Furcht kroch ich rückwärts, versuchte, von ihm wegzukommen.
    
    "Junker sprich, was ficht dich an? Du brauchst keine Angst vor mir zu haben."
    
    "Ihr seid ein Zauberer", keuchte ich, "eine Ausgeburt des Bösen."
    
    "Das erste stimmt, doch über das zweite denke ich anders. Willst du nicht aufstehen, damit deine Kleidung nicht noch nasser und schlammiger wird, als sie schon ist?"
    
    Irgendwie beruhigte mich die Tatsache, dass er mir nicht folgte, außerdem, so sagte mir meine Juristenausbildung, hatte er sich noch keines Vergehens schuldig gemacht. Den Regen abzuhalten fiel sicher nicht unter schwarze Magie.
    
    Ich rappelte mich auf und begutachtete die Schäden. Ich war von Kopf bis Fuß voller stinkendem Schlamm. Womöglich war ich sogar in einen Haufen Pferdeäpfel gefallen.
    
    In der Nähe lag mein Ranzen, die teuren Bücher darin sicherlich endgültig verdorben.
    
    "Soll ich dich reinigen?", fragte der Magier. "Das ist eine ...
    ... Kleinigkeit für mich."
    
    "Ich will Euch nichts schuldig sein, Zauberer", entgegnete ich furchtsam.
    
    "Ich verspreche dir, Junker, du bist mir nichts schuldig. Ich sehe es als meine Christenpflicht an, einem Reisenden zu helfen."
    
    "Christenpflicht?" Ich musterte ihn argwöhnisch.
    
    Er ließ seine Arme fallen — ohne dass der Regen wieder begann — und öffnete die obersten Knöpfe seines Mantels.
    
    Um den Hals trug er ein Kruzifix. Aufrecht, nicht kopfstehend wie man es Satans Lakaien nachsagte. "Überzeugt dich das?", fragte er.
    
    Ich nickte stumm.
    
    Im nächsten Moment war es, als sei das Unwetter weitergezogen und die Sonne herausgekommen. Warme Luft strich um mich herum, der Schlamm auf meiner Kleidung trocknete, verwandelte sich in Staub und wurde vom Wind davongeweht.
    
    Mein Ranzen dampfte vor Hitze, während er sich langsam vom Boden hob und in meine Hände schwebte. Ich machte einen Schritt rückwärts.
    
    Der Magier lachte leise. "Greif zu. Da ist weder Gift dran noch Hühnerkacke."
    
    Ich nickte, mehr zu mir selbst als zu ihm und tat wie geheißen.
    
    "Wir sollten uns eine Herberge für die Nacht suchen", sagte er. Dann wies er mit dem Finger. "Dort, da ist eine Scheune. Folge mir."
    
    Kopfschüttelnd folgte ich ihm. Um uns her prasselte der Regen immer noch auf den Boden. Blitze zuckten, Donner grollte, doch das Wetter kam nicht in unsere Nähe.
    
    Wir kamen an die Scheune, die ich aus der Entfernung nicht hatte sehen können. Er öffnete eine Tür und sagte: "Nach dir, ...
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