Merlins Kinder 04: Die neue Welt
Datum: 26.03.2023,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byPhiroEpsilon
... Junker."
Ziemlich verspätet — Mutter, vergib mir — entsann ich mich meiner guten Manieren, zog meinen Hut und verbeugte mich leicht. "Erlaubt, Herr Zauberer, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Martin Luther, Student der Rechte in Erfurt."
"Und zukünftiger Mönch?", lachte er. "Mein Name ist Merlin, Professor emeritus der Theologie in Oxford, England."
Meine Augen wurden groß. "Ich fühle mich geehrt, Herr Professor." Ein Magier, der Theologie in Oxford lehrte? Von so etwas hatte ich noch nie zuvor gehört.
Er winkte ab. "Sag einfach Merlin zu mir, junger Martin. Es freut mich, dich kennenzulernen. Tritt ein, tritt ein. Ich denke, wir werden hier Schutz vor dem Unwetter finden."
Er holte aus einer Tasche seines Mantels einen kleinen Beutel und öffnete ihn. Er griff hinein, holte etwas heraus, das in seiner Hand größer wurde und sich als ein hölzerner Tisch entpuppte. Dann stellte er zwei Stühle daneben und eine Lampe darauf. Als nächstes tauchte ein geräucherter Schinken auf, dessen Duft die Scheune erfüllte. Dann ein Krug, zwei Becher, Teller und ein großer Laib Brot.
"So etwas", sagte ich überrascht, "könnte ich auch gebrauchen."
Sein Antlitz wurde ernst. "Lass dich nicht damit erwischen, oder der Scheiterhaufen ist dir gewiss."
Ich zuckte zusammen. Ja, all das war Magie. Doch hinwiederum konnte ich nichts Satanisches an Brot, Schinken und Wein erkennen. "Habt ihr denn keine Furcht, dass ich Euch der Inquisition melde?"
Er lachte auf. "Nur zu, ...
... Junker Martin. Ich bin den Schergen des Papstes schon sehr oft entkommen. Ich habe keine Angst vor ihnen." Dann wurde er wieder ernst. "Du solltest eher darüber nachdenken, ob du dich nicht selbst in Gefahr bringst, wenn du mich denunzierst. Ich an deiner Stelle würde die Begegnung mit mir für dich behalten."
Er bedeutete mir, mich zu setzen. Dann ließ er sich selbst auf dem Holzstuhle nieder, brach das Brot und sprach: "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Nehmt und esset. Das ist mein Leib, der für euch gegeben ist." Dann schenkte er uns beiden Wein ein und sprach. "Nehmet und trinkt. Das ist mein Blut, das für euch gegeben ist. Amen."
Ich war erstarrt. Dieser Mann war entweder ein Hochstapler und Lügner oder er hatte tatsächlich die heiligen Weihen erhalten. Als Magier!
"Iss ruhig, Martin", forderte er mich lächelnd auf. "Das ist nur Brot."
"Ich — Die Lehre besagt doch —"
"— dass sich das Brot in das Fleisch Christi verwandelt? Eine recht neue Lehrmeinung, die ich nicht wirklich unterschreibe." Er grinste fast schon frech. "Ein weiterer Grund, mich bei der Inquisition anzuschwärzen."
"Ich habe beschlossen", sagte ich und griff nach dem Brot, "eurem Rat zur Geheimhaltung zu folgen. Außerdem habe ich Hunger."
"Greif zu."
Während des Essens plauderten wir wie zwei alte Bekannte. Er hatte offensichtlich meinen Schwur, ein Mönch zu werden, mitgehört.
"Ich denke", sagte er irgendwann, "dass es nicht schaden kann, die Kirche ...