1. Work-Life-Balance


    Datum: 15.04.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: by_Faith_

    ... Dienstende«, erklärte Lucia und zeigte Princess, den Behandlungsraum, zu dem sie sich begeben sollte.
    
    »Kommst Du nicht mit?«
    
    »Nein«, sagte Lucia lächelnd, »mein Dienst endet auch.«
    
    »Wann sehen wir uns wieder?«, fragte Princess mit großen Augen.
    
    »Ich weiß nicht.«
    
    »Aber ich habe noch nicht alles gelernt«, protestierte Princess.
    
    »In Deiner nächsten Schicht wirst Du einer anderen Schwester zugewiesen, damit Du viele Facetten unseres Berufs kennenlernst«, erklärte Lucia einfühlsam und gestand Princess: »Ich wünschte, ich könnte immer mit Dir arbeiten.«
    
    Sie küssten sich und nahmen sich in die Arme, bis der Rausch ihrer Küsse abgeklungen war.
    
    Nach dem gefühlvollen Abschied trottete Princess den Flur alleine zum vorgegebenen Raum. Sie schminkte sich ab und zog ihre Arbeitskleidung aus, um die Sachen ordentlich in ihren Spind zu hängen. In einem Seitenfach sah Princess die künstliche Karotte liegen und erschrak. Verlegen kaute sie auf ihrer Unterlippe und nahm das Objekt in ihre Hände. Ohne es erklären zu können, weckte dieses Gemüseimitat Gelüste in ihr, die ihr Geheimnis bleiben mussten. Der Reiz des Verbotenen -- damit zu spielen -- war gewaltig.
    
    Als jemand in den Raum kam, warf Princess die Karotte in den Spind und schlug dessen Tür zu. Sie sah Ora, die einen Container elfengleich vor sich herschob und Princess freundlich anlächelte.
    
    »Habe ich Dich gestört?«, fragte Ora.
    
    »Nein, nein«, sagte Princess und schaffte es nicht, den ertappten ...
    ... Gesichtsausdruck abzulegen.
    
    »Ich kann gerne noch einen Moment draußen warten«, schlug Ora vor und stellte den Container an seinen vorgegebenen Platz.
    
    Princess blieb vor ihrem Spind stehen und sagte nichts. Sie sah Ora in dieser einmaligen Eleganz auf sie zukommen. Die exotische Schönheit legte eine Hand auf die geschlossene Spindtür und sagte: »Was in Deinem Spind ist, gehört Dir -- kein anderer darf an Deine Sachen.«
    
    »O.K.«, flüsterte Princess und Ora beugte sich zu ihr runter, um nicht von oben herab zu sprechen: »Wir alle bekommen am ersten Arbeitstag einen Seelenanker und wir dürfen bestimmen, wer davon erfährt.«
    
    »Meiner ist total doof«, beschwerte sich Princess.
    
    »Oh, wenn man Müde ist, wirkt alles schlimmer, als es ist«, sagte Ora. Sie streichelte über die Wange von Princess und fragte: »Willst Du noch etwas Zeit mit mir verbringen, oder soll ich Dich gleich für die Reise vorbereiten?«
    
    »Ich wusste nicht, dass wir noch Zeit haben«, gestand Princess und schaute zu ihr auf.
    
    »Wir Schwestern geben jedem Patienten die Zeit, die nötig ist und Du bist jetzt meine Patientin.«
    
    Ora reichte ihr die Hand und über Princess Gesicht huschte ein diebisches Lächeln. Sie nahm Oras Hand und lief barfuß neben der Oberschwester her.
    
    »Darf ich mir Deine Schuhe anschauen?«
    
    »Gerne«, sagte Ora und blieb vor dem Futonbett stehen. In einer graziösen Bewegung ging sie in die Hocke und drehte sich auf den Absätzen, um elegant auf der Bettkante Platz zu nehmen.
    
    »Komm zu mir«, ...
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