1. Die Raffzähne kennen keine Gnade


    Datum: 20.08.2018, Kategorien: Schamsituation Autor: Cove

    (Fantasie zu Bild 33307)
    
    Röte steigt in Karins Antlitz auf. Am letzten Donnerstag, nach der ersten Spanisch-Lektion im neuen Jahr, suchten Karin und die anderen Teilnehmer des Abendkurses kurz die Cafeteria der Schule auf, um zusammen einen Kaffee oder Tee zu trinken. Dabei gab Sonja Karin den Rat, einmal die ihr bislang unbekannte Website "Schambereich.net" aufzurufen und das Bild 33307 anzuklicken. Das hat Karin eben getan, und nun betrachtet sie sich selbst: Sie ist nackt, steht auf dem stillgelegten Fabrikgelände vor der verschmierten Wand eines Lagergebäudes mit nahezu unbeweglichen, schräg nach oben gestreckten Armen zwischen zwei ehemaligen Elektromasten gebunden. Ihr Gesicht ist verzerrt; jedermann kann unschwer erkennen, dass sie sich eben auspeitschen lässt. Das ist peinlich. Seit ungefähr Weihnachten wurde Karin rund zwei Dutzend Male auf der Strasse, im Supermarkt und auch anderswo von Bekannten und Unbekannten neugierig angeguckt, angelächelt, angegrinst, und sie verstand nicht weshalb. Jetzt weiß sie es, das Bild ist seit dem 21. Dezember 2007 auf dem Netz und wurde offenbar von einer unbestimmten Anzahl Menschen, die sie erkannt haben, gesehen, so eben auch von ihrer Kurskameradin Sonja.
    
    Als Ralph an jenem Samstag vor drei Monaten das "Erinnerungsfoto" schoss, wusste Karin, dass dieses für ewige Zeiten Eingang in ihre Mitgliedsakten des Vereins finden wird und dass sie auch damit rechnen muss, dass das Bild an einem geselligen Vereinsanlass wieder ...
    ... auftaucht und vorgeführt wird. Ralph meinte sodann, solch hübsche Bilder sollten eine weite Verbreitung finden, heute gäbe es so gute technische Möglichkeiten, so das Internet, und es wäre schade, solches nicht zu nutzen. Karin antwortete trotzig, Ralph solle sich keinen Zwang antun, wenn dies ihm gut tue. Erstaunt fragte dieser zurück, ob er sie nun richtig verstanden habe: Karin gebe die Erlaubnis, das Bild ins Internet zu stellen. Karin, welche die Frage nicht ernst nahm, antwortete noch eine Spur trotziger, Ralph scheine unter einer Gehörsschwäche zu leiden, das habe sie doch eben gesagt. Nun hat also Ralph Ernst gemacht, und die ganze Welt kann den aussergewöhnlichen Auftritt der jungen, ehrgeizigen Architektin, welche im letzten Sommer stolz den zweiten Preis im Architekturwettbewerb zur Erweiterung des Rathauses gewann und damit stadtbekannt wurde, begaffen.
    
    Den Verein der "Raffzähne" gibt es seit vier Jahren, und er entstand aus einem losen Zusammenhalt von Menschen, die sich seit Kindesbeinen kennen, großenteils gemeinsam die Schulbank drückten und heute alle wirtschaftlich mehr oder weniger erfolgreich in der Stadt tätig sind, sei es als Jungmanager oder als Kleinunternehmer. Die Zusammentreffen sind meist lustig, nicht sehr ernsthaft, man neckt sich gegenseitig, spielt gelegentlich einander kleine Streiche, lacht viel und lässt die Fantasie walten. Aber man hilft sich auch gegenseitig mit Rat und wenn es sein muss auch mit Tat. Als die Gründungsmitglieder, zu denen ...
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