1. Der Seelentrinker Teil 5 von 7


    Datum: 28.06.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNimmermehr

    ... im Geiste noch einmal den heutigen Vormittag Revue passieren.
    
    Sie verstand, was ihr der Ring gezeigt hatte. Und jetzt ergaben auch viele der Andeutungen des Rings, wie beispielsweise „euren direkten Nachkommen", einen Sinn.
    
    Sie ging auch davon aus, dass Marius vielleicht etwas Vergleichbares gesehen hatte. Nur sprach er nicht davon. Vielleicht wollte er ihr auch keine Angst machen.
    
    Sie mochte ihn.
    
    Er war ein Freund.
    
    Ein wirklicher Freund.
    
    Doch Liebe?
    
    Gemeinsame Kinder?
    
    Glückliche Ehe?
    
    Zusammen alt werden?
    
    Ein gutes Leben?
    
    Das war alles sehr abstrakt.
    
    Auf der anderen Seite: Die drei Millionen in ihrem Kleiderschrank waren auch sehr abstrakt.
    
    Aber verdammt real!
    
    Nur was hatte es mit der Warnung des Rings auf sich -- bezüglich der nächsten 24 Stunden? Was würde sie erwarten?
    
    Sie hasste Überraschungen. Vor allem Schlechte.
    
    Zum Glück würde Marius sich den Schutz des Rings wünschen.
    
    So gesehen war heute doch auch nur ein Tag, wie jeder andere.
    
    Die Gartenlaube
    
    Tonja kam langsam zu sich.
    
    Irgendwie tat alles weh.
    
    Es war halbdunkel und warm.
    
    Da war etwas in ihrem Mund. Groß und es ließ sich nicht mit der Zunge bewegen. Sie versuchte es trotzdem und musste würgen.
    
    Sie konnte sich irgendwie auch nicht bewegen.
    
    Ein Schluck Wasser ...
    
    Sie war regelrecht ausgetrocknet. Irgendwie hatte sie auch einen eklig metallischen Geschmack im Mund. Das Denken fiel ihr schwer.
    
    Sie konnte sich kaum konzentrieren.
    
    Wie ...
    ... Watte.
    
    Tonja versuchte sich zu bewegen. Aber es ging nicht. Sie saß in einem Sessel. Hände und Füße waren an die Armlehnen und dem unteren Teil des Sessels gefesselt. Ihr Oberkörper war auch irgendwie fixiert.
    
    Sie drehte den Kopf und betrachtete sich.
    
    Tonja war nur mit Unterhöschen und BH bekleidet. Sie drehte ihren Kopf wieder und sah in den Raum. Neben ihr stand ein Tisch, auf dem ihre Kleidung lag, sauber zusammengefaltet und die Schuhe waren davor auf dem Boden.
    
    Das hatte sie doch nicht getan?!?
    
    Wo war sie?
    
    Wie war sie hierhergekommen?
    
    Panik kam hoch. Sie wollte schreien, doch auch das funktionierte nicht.
    
    Mehr als ein Röcheln bekam sie nicht hervor.
    
    Sie musste direkt wieder würgen.
    
    In ihrer linken Ellenbeuge steckte eine Nadel.
    
    Da war ein Schlauch.
    
    Der ging zu einer Flasche.
    
    Die war leer und hing an einem Haken an einer Holzwand, links neben ihr.
    
    Ihr war schlecht.
    
    Das war nicht gut.
    
    Sie musste hier raus.
    
    „Ah, das Täubchen ist wieder wach geworden. Dann wechsele ich mal Deine Infusion und wir werden die nächsten zwölf Stunden wieder unsere Ruhe haben."
    
    Die Stimme war rau. Sie gehörte zu einem jungen Mann und hatte einen leichten Akzent. Den Typen selbst konnte sie nicht erkennen. Er war dunkel gekleidet und hatte eine Kapuze im Gesicht.
    
    Sie sah mit Erschrecken, wie er die Leitung aus der leeren Flasche zog.
    
    Da war ein Dorn.
    
    Und da war eine neue Flasche.
    
    Er stieß den Dorn in die neue Flasche.
    
    Sie ...