1. Der Seelentrinker Teil 5 von 7


    Datum: 28.06.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNimmermehr

    Verdorbene und dunkle Seelen
    
    Tonja
    
    Tonja lag auf ihrem Bett.
    
    Maunzi hatte es sich zu ihren Füßen bequem gemacht und sich dicht an sie gekuschelt.
    
    Ihre Mutter war vor wenigen Momenten wie gewohnt zur Arbeit gegangen. Sie hatte heute einen kurzen Mitteldienst.
    
    Tonja war noch völlig aufgewühlt und verwirrt.
    
    Sie hatte sich eine große Tasse Kräutertee gemacht, sich ein paar Kekse aus der Küche mitgenommen und wieder hingelegt.
    
    Sie musste nachdenken.
    
    Die halbe Nacht hatte sie nicht gut geschlafen. Aber langsam nahm alles etwas mehr Struktur an.
    
    Die beiden Gespräche mit ihrer Mutter gestern hallten noch nach.
    
    Es war zugegeben aber auch alles sehr schwer zu verdauen.
    
    Aus der Zeit, wo sie noch an gute Feen, das Christkind, den Osterhasen und an Märchen glaubte war sie vor mehr als sechs Jahren mehr als nur unsanft herausgerissen worden, als ihr Vater mit Maria, Mutters bester Freundin, nach Russland abgehauen war.
    
    Alle Konten hatte er abgeräumt, das Haus mit einer hohen Hypothek belastet und mehrere wichtige Dokumente trugen auch die gefälschten Unterschriften ihrer Mutter.
    
    Tonja konnte sich noch sehr gut an all die mit ihrer Mutter gemeinsam durchweinten Nächte erinnern.
    
    Das Haus war nicht zu halten und das Geld reichte nicht einmal ansatzweise, um alle Schulden und offenen Rechnungen zu bezahlen. Alles was zu Geld zu machen war, wurde zu Geld gemacht.
    
    Privatinsolvenz ging nicht, weil Vater mit drin hing und irgendwo abgetaucht ...
    ... war.
    
    Mutter ging putzen und machte gleich mehrere Jobs gleichzeitig. Ihre Mutter war nicht dumm, aber ihre Abschlüsse aus Zeiten der Sowjetunion wurden hier nicht anerkannt. Da gab es dann kaum andere Möglichkeiten.
    
    Vor vier Jahren fing sie dann bei Aldi als Aushilfe an und erst dann ging es bergauf ...
    
    Aber sehr langsam.
    
    Teilzeit, Vollzeit, Schichtführung, interne Fortbildungen und jetzt seit Kurzem Filialleitung.
    
    Sie war stolz auf ihre Mutter. Tonja half, wo auch immer sie konnte: Zeitung austragen, Babysitten, Hunde ausführen, im Haushalt, denn ihre Mutter hatte immer noch bis vor kurzem einen Zweitjob.
    
    Und jetzt wo es langsam etwas besser wurde kam mit einem Mal diese Sache mit Marius.
    
    Sie kannte ihn nur vom Sehen und jetzt auch aus den Erzählungen ihrer Mutter. Er sah aus, wie jemand der direkt einem Horrorfilm entsprungen war. Aber er hatte eine schöne Wohnung und von den Fotos her, sah er vor seinem Unfall normal und eigentlich recht sympathisch aus.
    
    Und er hatte eine tolle Katze.
    
    Unwillkürlich streichelte sie Maunzi, die diese Aufmerksamkeit sofort mit einem ausgiebigen Schnurren beantwortete. Irgendwie schien das Tier zu verstehen, dass sie jetzt gerade nicht allein sein wollte.
    
    Tonja und Maunzi hatten sich sofort angefreundet.
    
    Sie wollte immer schon ein Haustier.
    
    Aber mit Schrecken dachte sie an den Tag, wo es Marius Kleinmanns wieder besser ging und er seine Katze zurück wollte.
    
    Ihre Mutter mochte diesen Marius.
    
    Das merkte sie.
    
    An ...
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