1. Der Seelentrinker Teil 5 von 7


    Datum: 28.06.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNimmermehr

    ... der ganzen Art, wie sich ihre Mutter verhielt.
    
    Aber irgendwie hatte Tonja gehofft, dass sich ihre Mutter vielleicht für einen anderen Mann hätte begeistern können.
    
    Nun, vielleicht sah sie das zu nüchtern.
    
    Tonja fühlte sich nicht kaltherzig an oder allzu abgeklärt. Ihre Mutter war noch jung. Und die Enttäuschung durch ihren Vater war immer noch sehr stark.
    
    Aber klar, dass sie irgendwann auch einen anderen Mann finden würde.
    
    „Gefühle!"
    
    Tonja seufzte.
    
    „Liebe..."
    
    Die Katze sah sie groß an.
    
    Liebe war auch in ihrer Schule immer wieder ein Thema und wenn sie so sah, was da in ihrem Freundeskreis so alles abging und das mit ihrem Vater verglich...
    
    Tonja wollte einfach nur vorsichtig sein.
    
    Konnte das ihre Mutter nicht verstehen?
    
    Na ja. Mutter mochte anscheinend Marius nicht grundlos. Sie verstanden sich wirklich gut und sie konnte mit ihm über vieles reden.
    
    Vielleicht aber nur deshalb, weil der Typ ein Krüppel, abgrundtief hässlich und wohl auch ziemlich abgebrannt war.
    
    So jemand würde ihre Mutter wahrscheinlich nie enttäuschen. Oder es versuchen.
    
    Denn wer ließ sich mit so jemanden wie Marius Kleinmanns denn schon ein.
    
    Der musste doch direkt dankbar sein, dass sich ihre Mutter für ihn interessierte.
    
    Insofern glaubte sie ihre Mutter verstehen zu können.
    
    Die Gefahr, dass sie ein solcher Mann wie ihr Vater verlassen oder sitzen lassen würde, wäre mehr als nur gering.
    
    Aber in der Summe war das alles wirklich zu extrem und es ging ...
    ... Tonja auch irgendwie deutlich zu schnell. Es war wie bei ihren Freundinnen in der Schule.
    
    Alles normal.
    
    Man verbrachte die Zeit mit Freunden.
    
    Plötzlich ein Junge.
    
    „Oh, der ist ja süß!"
    
    Und dann Benny hier, Benny da und Benny überall.
    
    Nur das dieser Benny kein hübscher Fußballer oder Schlagzeuger, sondern Marius Kleinmanns mit Rollator und einer Teufelsfratze war.
    
    „Du musst ihn einfach nur mal kennen lernen, Tonja.
    
    Du wirst ihn sofort mögen."
    
    „Ja, ja. Bin ich mir sicher!
    
    Ich werde ihn sofort mögen.
    
    Soll ich ihn auch gleich Paps nennen?"
    
    Den Blick den ihre Mutter gestern Abend nach diesem Kommentar hatte, würde Tonja nicht so schnell vergessen. Mit Tränen in den Augen rannte Ihre Mutter in ihr Schlafzimmer.
    
    Und Tonja hatte es wieder mal verbockt.
    
    Tonja war immer noch sauer auf sich selbst.
    
    Dabei konnte sie nun mal nichts für ihre schlagfertige Art und ihren beißenden Sarkasmus. Das war ihre Art von Selbstverteidigung.
    
    Ihre Überlebenstaktik -- reiner Selbstschutz.
    
    Lebensnotwendig in der Schule, wo sie sogar in ihrem jetzigen Freundeskreis bis vor gar nicht allzu langer Zeit die klassische Außenseiterin war.
    
    Ist nun einmal schwer, am Schulleben teilzunehmen, wenn man arm ist und mit jedem Cent rechnen muss.
    
    Moderne Kleidung?
    
    Gutes Handy?
    
    Schöne Schuhe?
    
    Essen gehen?
    
    Kino?
    
    Freunde einladen?
    
    Zeitung austragen, Babysitten, Hunde ausführen und lernen -- „Sorry, habe leider keine Zeit!"
    
    Eine halbe Stunde nach ...
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