Insel Fortsetzung 05
Datum: 22.08.2018,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byGesa
... er sich wegen des Streifenanzugs auf dünnes Eis begeben hatte.
Michelle ging zu der Juweliers Abteilung herüber. Sie wählte delikate rotgoldene Hänger mit einem zierlichen Blattmuster, die sanft pendeln würden. Die Stecker, an denen der Hänger befestigt war, würden als Erstohrringe dienen. „Madame Courage, setzen Sie bitte die Ohrlöcher in Michaelas Ohrläppchen."
Michelle beobachtete wie Michael den Anweisungen der Dame folgte und sich auf einen Hocker setzte. Die Maskenbildnerin bevorzugte das Stechen. Michelle hörte den leisen Aufschrei der hellen Stimme, als die Nadel durchs Ohr schoss. Sofort ging sie hin, um für das zweite Ohrloch die Hand zu halten. Zuerst zögerte Michael diese zu ergreifen, aber dann nahm er es an. Michelle hörte dann beim zweiten Mal nur ein schreckhaftes Einatmen und spürte das plötzliche Zucken der kleineren Hand in ihrer eigenen. Sie streichelte die weiche Haut und sah den dankbaren Blick der grünen Augen.
Sie wandte sich an Madame Courage: „Ich setze die Ohrhänger ein, Madame Courage, wenn sie damit einverstanden sind."
Diese nickte und Michelle setzte die beiden Hänger behutsam ein und beobachtete mit einem sinnlichen Vergnügen, wie diese dann mit jeder Bewegung des Kopfes von Michael sanft hin und her schwangen: „Jetzt bist du schön für mich, Michaela."
Sie hielt die grünen Augen fest und sah in ihnen eine Verwirrung, als sie ihren Satz aussprach, aber auch einen Ausdruck eines eigenartigen Stolzes.
„Zuerst müssen wir jetzt ...
... die ‚Passfotos' machen und sie schicken. Dann nehmen wir einen Imbiss, machen uns frisch und danach geht es in die Damenabteilung, liebe Michaela."
Michelle verspürte eine gewisse Vorfreude bei dem zweiten Teil des Shoppings. Woran das lag, analysierte sie vorsichtshalber nicht.
7.5 Die Flucht per Bahn
Michael war ziemlich erleichtert als der Zug vom Gare d'Austerlitz in Richtung Marseille bzw. Nizza abfuhr. Der Tag hatte es in sich gehabt. Und bis jetzt wusste er eigentlich nicht, was Michelle aus purer Notwendigkeit gefordert hatte, oder was sie gemacht hatte um ihn zu ärgern oder zu necken oder was sie auf Forderung und Anweisung von Gloria gemacht hatte, ohne selber dahinter zu stehen oder was sie vielleicht gemacht hatte, weil sie es mochte, wie er aussah.
Die Sonnenbrille und den Schal um den Mund im Regionalzug von Le Havre nach Paris hatte er eingesehen, zumal auch Michelle eine Sonnenbrille getragen hatte. Seine bisherigen Sneakers gegen Riemchensandalen mit Absatz auszutauschen war nachvollziehbar im Hinblick auf die Benutzung der 1. Wagenklasse im Nachtzug und auf Michelles Argument eines geänderten Ganges. Bei letzterem hatte er allerdings den Verdacht, dass Michelle das auch nicht ungern sah.
Das mit einem passenden Reisekleid hatte er auch eingesehen. Wenn Michelle in Sakko und Hose unterwegs war, konnte er schlecht mit Speakern, Jeans und Top im Gammel Look am Bahnsteig auftauchen. Das würde automatisch mehr Aufmerksamkeit bedeuten. Also hatte er ...