Realität
Datum: 03.08.2023,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byNNNM
... mindestens sieben weitere psychoaktive Stoffe in der Luft. Aber sicher bin ich mir auch nicht. Es sind einfach zu viele Parteien involviert."
Tobias nickte. Er verließ das Büro und Mayerhoff mit seinen Intrigen alleine. Er dachte an Kay. Vielleicht würde er sie nie wieder so sehen, wie gestern Abend. Meist würde sie wieder die sexy Studentin sein, die er in Hamburg kennengelernt hatte, und die ihn verführt und betrogen hatte. Wie mochte sie in Wirklichkeit aussehen? Er wusste es nicht, aber er wusste nun auch, dass es egal war. In ihr schlug ein goldenes Herz. Letztlich spielte es keine Rolle, wie sie aussah.
13. Realität
Was war die Wirklichkeit? War das Zimmer groß oder klein? Bestand der Boden aus Holz? Oder nur einem billigen Holzimitat aus PVC. Oder Fliesen? Oder Teppich? Der Schreibtisch - war es ein massiver, breiter Tisch aus Tropenholz, oder eine wacklige Billigproduktion aus Kunststoff? Sah der Herr, der hinter dem Tisch saß, jung oder alt aus?
Licht, elektromagnetische Wellen, die durch das Fenster kamen, wurden von diesen Gegenständen zurückgestrahlt und trafen in seine Augen. In den Zellen der Stäbchen und der Zäpfchen spielten sich chemische Reaktionen ab. Elektrische Signale wurden durch die Nerven in den Sehcortex geleitet, und von dort ins Gehirn, wo sich spezifische Muster der Wahrnehmung bildeten. Diese Muster hingen von vielen Dingen ab. Bereits als der Mann vor vielen Jahren kaum mehr als ein Zellklümpchen im Leib seiner Mutter war, und sich ...
... die ersten Verdrahtungen seiner Nervenzellen im Gehirn bilden, reagierte er auf Wahrnehmungen und Einflüsse von außen. Alles, was er erlebt hatte, hat sein Gehirn verändert, und dadurch die Muster, die seine ganz persönliche Realität bilden.
Dem Mann, der jetzt zwei dünne Stapel Papier aus einer Ablage auf seinem Tisch nahm, war dies bewusst, und er hatte schon vor langer Zeit aufgehört, darüber nachzudenken, wie die Welt wirklich sein mochte. Irgendwann nach dem zwanzigsten oder dreißigsten Stoff, von dem er erfahren hatte, dass er in die Luft geleitet wurde, hatte er es aufgegeben und akzeptierte die Welt so, wie sie sich ihm darbot. Denn egal, wie sie sich darbot, jeder Mensch hatte dennoch die Möglichkeit, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, hatte die Freiheit, so oder so zu leben.
Links oben auf dem ersten Stapel befand sich ein Passfoto von Tobias Freund. Auf dem zweiten Stapel das von Kay Lehmann. Der Mann besah sich die Fotos. Waren die beiden nicht ein schönes Paar? Ihre Interessen, ihre Psychogramme, ihre Bildung, die Erfahrungen, die sie in ihrer Kindheit gemacht hatte, nicht zuletzt auch ihre sexuellen Vorlieben, alles hatte so gut zusammengepasst. Direkt, nachdem er die beiden Akten gesehen hatte, war ihm klargeworden, dass diese beiden Menschen, die sich noch nie gesehen hatten, füreinander bestimmt waren.
Man konnte dem Staat vieles vorwerfen, aber eines nicht: Nämlich dass er sich nicht um seine Bürger kümmerte. Am Ende war trotz, oder vielleicht ...