1. Realität


    Datum: 03.08.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNNNM

    ... zusagen würde. Sie sah die ältere Frau an.
    
    Die Professorin räusperte sich. "Nun, Sie sind trotz ihres jungen Alters bereits eine Expertin für Halluzinogene und Psychopharmaka," begann sie. "Es herrscht auf diesem Gebiet eine gewissen Konkurrenz zwischen staatlichen Einrichtungen, wie es wir eine sind, und privaten Firmen."
    
    Kay nickte. Dieser Sachverhalt war ihr durchaus bewusst, denn auch sie hatte bereits mehrere gutbezahlte Stellenangebote von Firmen erhalten.
    
    "Aus Gründen, die ich jetzt nicht erläutern kann, ist die Verwaltung zu dem Schluss gekommen, dass eine Firma - die VirtualPharm AG - an einem Thema arbeitet, über das auch wir forschen, und das jemand aus unserem Institut vertrauliche Informationen an diese Firma weitergibt. Der finanzielle Schaden ist ganz beträchtlich. Aus anderen Gründen, die mit den Interna unserer Aufgabenverteilung in Zusammenhang stehen, kommen Sie, Frau Lehmann, als Informantin nicht in Frage."
    
    "Ich soll... den Informanten finden?"
    
    Die ältere Dame lächelte. "Nein, das werden andere machen. Ihre Aufgabe wird sein, an die R&D-Unterlagen der VirtualPharm AG heranzukommen und herauszufinden, wo genau es Überschneidungen mit unserer Forschung gibt. Um das Material bewerten zu können, ist ein Experte für Halluzinogene notwendig, einer der genau weiß, welche Daten von unserem Institut stammen, und welche nicht. Deswegen kann nicht irgendein einfacher Angestellter der Firma bestochen werden."
    
    "Und wie soll ich das bitte schön ...
    ... machen?"
    
    Frau Löns zögerte einen kleinen Moment. Dann nahm kramte sie aus einer ihrer unteren Schreibtischschubladen einen dünnen Stapel Papier heraus. Sie klopfte ihn auf dem Schreibtisch glatt und räusperte sich.
    
    "In drei Wochen findet in Hamburg ein Symposium statt. 'A new class of hallozinogenes and applications.'" las sie vom obersten Blatt des Papierstoßes ab. Sie kramte in den Papieren, wodurch diese wieder in Unordnung gerieten. "Der Leiter der R&D-Abteilung der VirtualPharm, ein gewisser Doktor Tobias Freund, wird auch zu diesem Symposium kommen. Er wird versuchen, bei dieser Gelegenheit Kontakte zu amerikanischen Produktionsunternehmen zu knüpfen, und deshalb alle aussagekräftigen Unterlagen seiner Abteilung dabei haben." Sie reichte Kay ein Papier mit einem Lebenslauf offenbar eben jenes Tobias Freund. Rechts oben war ein Foto von ihm - ein gutaussehender, etwas naiv blickender Wissenschaftlertyp, der Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig sein mochte.
    
    Kay legte das Papier wieder auf den Tisch und sah ihre Professorin fragend an.
    
    "Nun..." Sie senkte den Blick. "Sie sind, nachdem, was ich hier lese, genau sein Typ. Unsere Verwaltung ist der Meinung, dass es Ihnen nicht schwer fallen dürfte, Zugang zu seinem privaten Quartier zu bekommen."
    
    Kay brauchte einige Momente, um zu verstehen, was ihre Professorin gemeint hatte. "Das... das... das ist unerhört!" platzte es dann aus ihr heraus. "Ich soll mich ... mich ... prostituieren? Niemals!"
    
    "Beruhigen Sie sich!" ...
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