1. Wüstengarten 03


    Datum: 19.08.2023, Kategorien: Lesben Sex Autor: byKatPissinger

    ... Formen an. Manchmal änderte sich die Blüte in eine Unzahl von Farben und Mustern, ihr Geschmack war bald sauer, bald süß, dann beides zusammen. Wenn sie es doch nur mit ihren Gedanken zum Leben erwecken konnte, dachte sie. Vielleicht, wenn sie nur lange genug darüber meditierte? Vielleicht, wenn sie nur genug betete, denn Gott war sicherlich gnädig und groß und hatte bereits reichliche Wunder über sie ausgeschüttet.
    
    Nein, dachte sie, das war nicht richtig. In ihrem Herzen fühlte sie, wahrer als jede Wahrheit die sie jemals gekannt hatte, dass nichts davon gelingen würde. Billige Gaunereien und dunkle Magie würden ihr bei ihrer Aufgabe nicht helfen. Sie hatte versagt, und als Versagerin würde sie zurückkehren, was auch immer geschehen möge.
    
    Die Kaiserin erwartete sie bereits in dem Garten, wo sie sich zuerst getroffen hatten. Sie trug nicht mehr das leuchtende Gewand, dessen Steine wie Sternenlicht glitzerten, sondern ein einfaches weißes Kleid, welches dennoch glühte als wäre es von einem inneren Licht erleuchtet, was ihre Haut noch weißer aussehen ließ, als sie ohnehin schon war, machte ihr Haar noch schwärzer und glänzender und ihre Augen noch stechender und feuriger als Nilgün sie in Erinnerung hatte.
    
    Plötzlich fühlte sich die Diebin sehr schmutzig, sehr verstaubt, sehr heruntergekommen und müde von der Reise. Ihre Haut war tief gebräunt und ihre Haare waren zu einem hellen Braun ausgebleicht, nachdem sie so lange in der Sonne gewandert war. Ihre Lippen waren ...
    ... trocken und ihre Finger rau. Sie fühlte sich, als würde sie es nicht einmal verdienen, in der Gegenwart der Kaiserin zu weilen, und schon gar nicht, von ihr mit einer Aufgabe betreut zu werden.
    
    „Du bist zurückgekehrt," sagte Turkan und lächelte sie milde an, während ihre Augen bis in den Grund von Nilgüns Seele zu sehen schienen.
    
    „Ich bin wohl zurück, meine Kaiserin," antwortete Nilgün demütig und fiel vor ihr auf die Knie.
    
    „So sag mir," verlangte die Kaiserin, „wie ist es dir ergangen? Was hast du gefunden?"
    
    Und Nilgün erzählte es ihr. Sie erzählte von der Frucht allen Lebens, von Irsiyah und den Magi, und wie der Zauber sie am Leben erhielt, von der Wüste, und den seltsamen und wundersamen und furchtsamen Dingen darin, und dem steinigen Ort, und den Felsen, und dem Baum in deren Mitte. Sie erzählte von der Frau, die der Baum war, und von ihrer Heimat, jener weit entfernten Stadt, in jener weit entfernten Zeit, von der sie ausgestoßen wurde und wohin sie eines Tages zurückkehren würde. Sie endete damit, wie sie geträumt hatte, und alleine aufgewacht war, und dann in die Stadt Gurganj zurückgekehrt war, um ihrer Kaiserin von all diesen Dingen zu berichten.
    
    Nilgün weinte, denn sie wusste, dass sie in ihrer Aufgabe versagt hatte, und dass ihre Suche erfolglos war; sie weinte nicht um sich selbst, sondern um ihre Kaiserin, die weiterhin die eine Frucht vermissen würde, die nicht in ihrem Garten war, und auf immer missen musste. Sie fiel auf Hände und Knie und warf ...
«1234...»