Der Weiberg der Herren
Datum: 30.08.2018,
Kategorien:
CMNF
Autor: Spocky
... Doktors Patienten scheinen also nicht so ganz arm zu sein. Die Sache nimmt Konturen an. Ein Ferrari als Potenzhilfe scheint auch nicht so das Ultimative zu sein.
Dem Mann, der ihr ein Papier gezeigt hat, überreicht sie freundlich einen pinkfarbenen Plastik-Umschlag, auf den in Weiß drei Worte gedruckt sind.
Hurra, ich habe das Ende des Fadens!
Meine Angst, dass er mir mit dem Protzauto davonfahren könnte, erweist sich als unbegründet. Er lässt den Ferrari auf dem bewachten Parkplatz stehen und steigt in ein Mercedes-Taxi, wohin ihn die junge Frau geführt hat. Jetzt muss ich nur noch dem Taxi folgen
.
Nach einer Fahrt, die zuerst über die Bundesstraße, dann über gewöhnliche zweispurige Landstraßen und schließlich über die verschlungenen Serpentinen einspuriger Weinbergwege führt, hält das Taxi vor einem kleinen Allerwelts-Mosel-Weinberg bei einem ziemlich unansehnlichen, fast verfallenen Häuschen. Kasel liegt unten im Tal, südwestlich von uns. Ich merke mir die Stelle, so gut es geht, indem ich die Fluchtlinie zweier Kirchturmspitzen als Orientierungshilfe wähle. Ich fahre meinen Wagen rückwärts in einen Ernteweg, laufe näher zum Haus und beobachte vorsichtig.
Die junge Frau begleitet ihren Gast bis zu einer schiefen Tür, an welcher ein halb verrostetes, emailliertes Werbeschild, mit einer Weinflasche darauf, hängt. Sie tuscheln und manipulieren mit einer Karte herum
Plötzlich öffnet sich die Tür, der Mann verschwindet darin und das Taxi mit der jungen ...
... Frau entfernt sich wieder.
Aha, hier ist also die „Höhle des Löwen“. Unvorstellbar, dass hier drin der Ferrari-Mann verschwunden ist. Ich starte einen Leerversuch. Ich will mich dumm stellen, und einfach ganz blöd nach Rotwein fragen. Rotwein ist fast überall an der Mosel noch ein No-Go.
Es gibt rundherum auch nirgendwo blaurote Reben. Auf dem Blechschild steht: „Rieslings Weine von der Mosel – ein Genuss für Kenner!“
Ich klopfe. Keine Antwort, kein Geräusch. Ich klopfe stärker und rufe „Hallo! Ist hier jemand?“
Nichts.
Was haben die beiden hier manipuliert? Ich kann außer diesem Werbeschild absolut nichts erkennen.
Also zurück zum Doktor. Die drei Stunden sind jetzt fast genau um. Ich muss mir die Überweisung holen, um an die geheimen Kennzeichen zu kommen. Die Patientenüberweisung ist da, unterschrieben und abgestempelt.
Da ich mit einem Ferrari nicht dienen kann, und mein VW-Golf Kombi auch nicht im Entferntesten einem Mercedes ähnelt, will ich die andere Variante wählen. Der Bahnhof ist jedoch wegen Umbau geschlossen. Schienenersatz. Ich nehme den Bus, fahre nach Trier und gleich wieder zurück nach Kasel. Der Busverkehr scheint die Sache zu vereinfachen.
Die junge Frau, die sich schon im Bus immer nach mir umgesehen hatte, weil ich so schön den Ängstlichen mimte, der ganz dringend einmal wohin müsste, fängt mich beim Aussteigen ab, fragt mich nach der bewussten Überweisung und händigt mir danach freundlich lächelnd einen Umschlag aus. Sie fordert mich ...