Sklavin für ein Jahr Teil 02
Datum: 15.09.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byPhiroEpsilon
Vielen Dank all jenen, die mir für den ersten Teil so gute Bewertungen gegeben haben. Dieser Teil erzählt die Vorgeschichte mit Anja und Stefan, bevor wir wieder in die Gegenwart zurückkehren.
09 Rückblende: Die Lesbe und der Stubenhocker
Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
Juni 1989
"Ich glaube, du brauchst einen Mann", sagte Sonja Herbst leise.
Anja Sommer zuckte zusammen. "Heißt das, du machst mit mir Schluss?"
Noch vor ein paar Jahren hatte sie geglaubt, die sogenannten Lesben wären Frauen, die Anzüge und Männerfrisuren trugen, sich in dafür vorgesehenen dunklen Kaschemmen trafen und Zigarren rauchten.
Dann hatte sie an ihrem ersten Studientag Sonja getroffen, ihr beim Eintrag in die Liste für eine Vorlesung über die Schulter geschaut und angefangen zu kichern.
Sonja hatte sich herumgedreht. "Was ist denn so lustig?"
"Dein Name. Hallo Sonja, ich heiße Anja. Anja Sommer. Studierst du auch Sprachen für Lehramt?"
Sonja hatte gegrinst. Ab dem Moment waren sie die besten Freundinnen, dann Zimmergenossinnen, um Miete zu sparen, und am Ende eines langen Abends mit viel zu viel Lambrusco vom Discounter und dem Austausch von Geschichten über verflossene Liebschaften hatte Sonja Anja auf den Mund geküsst. Einfach so.
Auch am nächsten Morgen, als beide mit dicken Köpfen nackt und ineinander verschlungen im selben Bett aufgewacht waren, sah Sonja immer noch wie ein Engel aus, dem Anja huldigen wollte.
Dreieinhalb Jahre lang waren sie nun ...
... Geliebte, und hatten natürlich niemandem davon erzählt.
Die Zeit der Achtundsechziger-Generation war lange vorbei. Selbst Anjas Mutter, die damals an vorderster Front protestiert, in einer Kommune die Freie Liebe gelebt und Anja mit sechzehn bekommen hatte, trug schon lange wieder einen BH und war glücklich verheiratet. Nicht mit Anjas leiblichem Vater, von dem sie nur eine LSD-umnebelte Erinnerung hatte, aber Stiefpapa war nett, hatte einen gutgehenden Obstladen in der Innenstadt und zahlte das Studium seiner Stieftochter, solange die Kosten sich in Grenzen hielten.
Freie Liebe schön und gut, doch Anja würde auf keinen Fall irgendwelche Drogen anfassen. Und lesbisch zu sein, war billiger als die Pille. Seit Sonja hatte sie keinen Kerl mehr getroffen.
"Nein, nein, Liebling." Sonjas letzte Wort war von einem kurzen Blick zu den Nachbartischen in der Mensa begleitet. Lesbisch zu sein war nicht so schlimm wie schwul zu sein, das war immerhin strafbar, aber wenn es bekannt würde, wäre es dennoch das Todesurteil für eine Karriere im bundesrepublikanischen Schulsystem. "Ich denke nur daran, dass bald die Prüfungen anfangen, und so gerne ich auch mit dir zusammenlebe, wir müssen an die Zukunft nach dem Studium denken."
Das Thema war in Anjas Herz mit einem großen Vorhängeschloss versehen. Sie wollte noch nicht einmal daran denken, geschweige denn darüber reden. Aber Sonja war schon immer die pragmatischere von den beiden gewesen.
"Ich verstehe trotzdem nicht, warum—"
"Wenn ...