1. Übermensch


    Datum: 21.03.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byBleeding_Heart

    ... miteinander gesucht, doch wir waren zu keiner anderen Lösung fähig. Auch das unterscheidet uns von euch Menschen, die das Gespräch absichtlich vermeiden, um ihre Konflikte im Kampf austragen zu können."
    
    „Und deshalb ist es nun nötig, die Menschheit auszurotten?", frage ich leise.
    
    „Wegen einer verpassten Chance?"
    
    „Wegen tausend verpassten Chancen."
    
    Er nimmt mich hoch und setzt mich auf die Balustrade. Ich blicke hinab auf Bellchester und sehe die langsam untergehende Sonne am Horizont, während meine Beine hinunter baumeln.
    
    „Ich tue es nicht aus Grausamkeit oder Wut. Es ist Gnade, die mich dazu treibt, die Menschen zu töten, denn wenn ich es nicht tue, dann tötet ihr euch langsam und qualvoll selbst. Hätte ich damals nicht eingegriffen, wäre es schon längst passiert."
    
    Ich verzweifle. Ich möchte es nicht, aber ich beginne seinen Standpunkt immer mehr zu verstehen, selbst ohne in seine Augen zu sehen. Ich öffne den Mund, will widersprechen, doch finde keine Worte, und so schließe ich ihn wieder.
    
    „Alles, was ihr seid, ist eine Illusion von euch selbst, die ihr mit viel Mühe aufrecht erhaltet. Jeder von euch spielt sich und allen anderen vor, er wäre jemand, obwohl jeder von euch eigentlich ein niemand ist, kontrolliert von mühsam kaschierten Trieben. Ihr weigert euch, das zu erkennen und tut, was ihr tut, immer und immer und immer wieder, um euch davon abzulenken. Ihr seid ein Fehltritt der Evolution, ihr seid grausame Tiere, die grausam sind, um leugnen zu ...
    ... können, dass sie Tiere sind. Und vielleicht ist der einzig richtige Schritt nun, in Würde aus der Existenz zurückzutreten, zu akzeptieren, dass ihr eure Zeit hattet. Vielleicht ist es der richtige Schritt, auszusterben, weil diese Zeit nun vorbei ist."
    
    Einzelne Tränen rinnen meine Wangen hinunter. Ich beginne zu schluchzen. Dann zu weinen. Dann heule ich laut. Die Sonne geht hinter den Bergen unter und ein Schatten legt sich über meinen Körper. Mir wird kalt.
    
    Der Magier umarmt mich sanft von hinten, zieht mich zu sich heran, summt und flüstert mir beruhigend ins Ohr.
    
    „Weine nicht."
    
    Er wischt mir sanft die Tränen aus dem Gesicht und drückt mich fester, wärmt meinen Körper. Die Kälte will nicht verschwinden.
    
    „Du brauchst keine Angst zu haben. Der Tod ist etwas natürliches, er tut nicht weh. Vertrau mir, ich habe ihn wieder und wieder erlebt."
    
    Ich schmiege mich an ihn, lasse mich in seine Umarmung fallen und weine in seine Brust hinein. Ich kann ihn nicht überzeugen, ich kann es nicht und ich fühle, dass meine Logik ihn nicht berühren kann, seiner Logik untergeordnet ist.
    
    „Er ist eine Notwendigkeit. Er scheint immer weit weg zu sein, aber in Wirklichkeit begleitet er dich schon dein ganzes Leben. Er ist so sanft, dass du ihn nie gespürt hast, und seine Umarmung ist nicht mehr als ein kurzer Hauch."
    
    „Gibt es wirklich keinen anderen Weg?", frage ich schniefend und blicke dem Magier ins Gesicht.
    
    Er schüttelt den Kopf.
    
    „Nein."
    
    Ich nicke und ziehe die ...