Übermensch
Datum: 21.03.2018,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byBleeding_Heart
... selbst und ignoriert wichtige Probleme. Um euch zu abzulenken, trinkt ihr Alkohol und nehmt Drogen, ihr betäubt euch mit Entertainment, Partys und Konsumgütern, um nicht der hässlichen Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen: Ihr seid bösartige Kreaturen."
Ich höre ihm gebannt zu, als er weiterspricht und blicke tief in seine Augen, versuche in ihn vorzudringen, zu lesen, was in ihm vorgeht.
„Ihr heuchelt euch gegenseitig etwas vor, um eure Minderwertigkeitskomplexe mit gespieltem Selbstbewusstsein zu verdecken und benutzt soziale Netzwerke, um dieses fragile Schauspiel zu festigen. Ihr lebt von Likes und Kokain, von Heuchelei und davon, euch an einem Ordnungssystem für die Welt festzuklammern, welches nicht funktioniert, weil ihr Angst habt, die Welt sonst nicht ausreichend kontrollieren zu können. Sogar, als euch die Rohstoffe ausgingen, die Tiere unter eurem Müll erstickten und ihr feststellen musstet, dass ihr so nicht für immer leben könnt, habt ihr weitergemacht."
Seine Augen weisen jeden meiner Versuche, ihn zu ergründen ab. Ich verstehe nicht alles, was er sagt, aber in dem, was ich verstehe, erkenne ich Wahrheit. Wahrheit, die meine Sicht auf die Menschheit trübt. Einen kurzen Moment lang glaube ich zu wissen, was er meint, als er sagt:
„Ihr entmenschlicht euch zunehmend und verliert euch in euch selbst."
Der Augenkontakt bricht ab, als er sich erhebt. Dann bricht die Verzweiflung über seine Worte aus mir heraus und ich schreie fast:
„Warum hast du ...
... uns nicht einfach gesagt, was wir tun sollen?!"
Der Magier blickt auf mich herab, seine Hände liegen sanft, aber bestimmend auf meinen Schultern.
„Ganz einfach, Helena. Hätte ich das getan, hättet ihr das als einen Befehl verstanden", erklärt er.
„Ihr hättet mich zum Diktator ernannt. Und Veränderung ist wertlos, wenn sie diktiert werden muss. Wahre Veränderung muss aus Erkenntnis resultieren, aus Verständnis und einem Entschluss."
„Und was ist mit euch?!", erwidere ich zornig. „Ihr habt euch auch gegenseitig getötet! Ihr habt euch auch so sehr gehasst, dass ihr morden musstet!" Der Magier lächelt mich an, aber meine Wut lässt sich dadurch nicht besänftigen.
„Du hast recht", gibt er zu, was mich sehr überrascht. Verwirrt blicke ich zu ihm auf.
„Ja, es stimmt, auch wir haben einander getötet und gehasst, denn auch wir sind nicht perfekt. Aber dieser Konflikt war der erste seit vielen Jahrtausenden unter uns, und er entstand nicht aus reiner Willkür oder Angst oder unserem System, sondern daraus, dass ihr uns angegriffen habt und wir darauf reagieren mussten."
„Ich kann nicht sagen", fährt er nach kurzem Zögern fort, „dass ich stolz darauf bin, was damals geschehen ist. Genauso wenig halte ich es für richtig. Aber jetzt, da ich der letzte unserer Rasse auf Erden bin, kann ich sagen, dass wir tatsächlich einen Konflikt hatten, der sich nicht anders lösen ließ, zumal wir bis zu diesem in absolutem Einklang gelebt hatten. Wir haben vor den Kämpfen das Gespräch ...