1. Wenn die Nachtigall erwacht 06


    Datum: 21.03.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: by_Faith_

    ... mindestens zwei essen, um gesund zu bleiben, die Pommes sind Gemüse und das ist auch gesund«, erklärte Miriam, und packte den ersten der beiden Burger aus, den sie für sich gekauft hatte.
    
    »Du machst keinen Sport, isst wie ein Vielfraß und hast die Figur eines Models.«
    
    »Ich habe halt gute Gene«, grinste Miriam. Sie schob einen weiteren Burger und einen Becher Cola zu Sven herüber.
    
    »Nachtisch?«, fragte Sven nach dem Essen. Miriam nickte dankbar. Als Sven mit zwei Bechern Eis zurück kam, blätterte Miriam durch ihre Skizzen, die sie im Laufe des Nachmittags angefertigt hatte.
    
    »Was ist das?«
    
    »Erinnerungen«, antwortete Miriam beiläufig.
    
    »Erinnerungen an was?«
    
    »Das habe ich letzte Nacht gesehen«, sagte Miriam und zeigte ihm eine Skizze von einem toten Baum.
    
    »Und was ist das für ein Ding?«, fragte Sven und zeigte auf die schwarz-rote Blüte.
    
    »Das ist ein Cerebrat der Roten Königin, also zumindest ist es die Angriffsblüte, ich schätze, er hat noch zwei oder drei normale.«
    
    »Was, Blüten?«
    
    »Ja, was denn sonst?«, fragte Miriam und sie klang, als ginge es um Allerweltwissen.
    
    »Hast du mal über eine Therapie nachgedacht?«, fragte Sven, ohne den Blick von den Skizzen zu nehmen. Die schwarz-rote Blüte beeindruckte ihn: Die kolorierte Skizze war so plastisch dargestellt, dass es Sven vorkam, als würde die Blüte gleich aus dem Blatt herausspringen, um ihn zu fressen. Miriam neigte den Kopf fragend zu Seite, ihre Augen schlossen sich zu kleinen Sehschlitzen. ...
    ... Sven hob die Hände besänftigend.
    
    »Hey, verstehe das nicht falsch, ich finde diese Alienmasche genial, so eine Fantasie haben Frauen nur selten. Aber ich glaube, du nimmst das ein bisschen zu ernst. Ich wäre auch lieber jemand anderes, aber das bin ich eben nicht. Ich meine: Du hast Geld, siehst verdammt gut aus und verfügst über etliche Talente, und damit meine ich nicht nur den Sex. Du kannst Singen, Tanzen, Zeichnen, bist intelligent und geschickt, aber irgendwie machst du nichts daraus. Du lebst so vor dich hin. ... vielleicht solltest du mal mit einem Profi darüber reden -- irgendwann wachst du auf und stellst fest, dass du nur ein Mensch bist, der einfach älter wird.«
    
    Miriam zerquetschte den Pappbecher mit der Hand und rang mit den Tränen: »Ich liebe dich!«
    
    »Ich liebe dich auch«, pflichtete Sven kleinlaut bei.
    
    »Und! Können wir dann nicht gemeinsam alt werden -- einfach so, ohne die Welt aus den Angeln zu heben?«, frage Miriam flehend mit einem Anflug von Wut.
    
    »Entschuldige. Ich habe mich vielleicht zu krass ausgedrückt, natürlich möchte ich mit dir zusammenbleiben, aber du zeigst Symptome von Verfolgungswahn und Wahnvorstellungen. Ich habe Angst, dass es schlimmer wird.«
    
    »Ich war in Therapie«
    
    »Oh!«
    
    »Es ist schon viel besser als früher«, erklärte Miriam ruhig.
    
    »Dann war es früher noch schlimmer?«
    
    »Ja, auf eine gewisse Art.«
    
    Svens besorgter Gesichtsausdruck, in dem nichts Vorwurfsvolles lag, ließ Miriam erleichtert ausatmen. Sie legte den ...
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