1. Wenn die Nachtigall erwacht 06


    Datum: 21.03.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: by_Faith_

    ... an, um das lächerliche Spiel zu beenden.
    
    »Das sieht ganz schön kreativ aus, was Sie da machen.«
    
    »Aha!«, sagte Miriam knapp und schlug ihren Notizblock zu.
    
    »Sind sie Künstlerin?«
    
    Miriam blickte erneut zu ihm und schüttelte fragend mit dem Kopf, er stand auf und setzte sich zu ihr an den Tisch: »Oder sind Sie im Marketing tätig?«
    
    Miriam atmete genervt aus. Selbst ein empathischer Krüppel müsste merken, dass sie kein Interesse an ihm hatte.
    
    Sie schaute ihm in die Augen und erkannte, dass er sich bereits ausmalte, wie er mit ihr an seiner Seite glänzen konnte. Er wollte sie, um mit ihr anzugeben. Das fand Miriam noch niederträchtiger, als die Typen, die sie in Gedanken einfach nur ficken wollten, denn die Ficker beschäftigten sich zumindest noch auf körperlicher Ebene mit ihr, während dieser Kerl sie zu einem Objekt degradierte: Mein Haus, mein Auto, meine Schlampe! Miriams Blick verfinsterte sich.
    
    Das schien den aufdringlichen Yuppie nicht im Geringsten zu stören, er lächelte und zuckte mit den Schultern. Miriam setzte ein gespieltes Grinsen auf und schob ihr leeres Glas zu ihm.
    
    »Sie könnten mir einen kleinen Gefallen tun, indem Sie auf der Herrentoilette dezent in das Glas wichsen und es mir wiederbringen. Die Erleichterung wird erst Ihnen und dann mir gut tun. Und bitte trödeln sie nicht, ich mag es am liebsten heiß.«
    
    Sein Gesicht glich einem Totalschaden, er stand auf, wollte noch etwas sagen, verkniff es sich und lief davon. Miriam blickte ihm ...
    ... mit einem Schmollmund hinterher, ein kleiner Vitamin S Schub hätte ihren grauen Zellen gut getan.
    
    Als ein weiterer Typ mit ihr Blickkontakt suchte, packte Miriam ihre Sachen in die Tasche, zahlte und ging. Es war Feierabendzeit und aus den Hochhäusern der City strömten Tausende von jungen, gut verdienenden Singles, die heute Abend nicht alleine sein wollten. Auf einer Rolltreppe stand Miriam in einer Gruppe junger Männer und empfand die Sehnsüchte nach einem Flirt oder mehr so deutlich, dass es ihr in den Haarwurzeln kribbelte. Sie fühlte sich wie ein Wolf im Schafstall, der das Vieh nur mit offenem Maul einsammeln musste. Mit ihren Instinkten konnte sie ein halbes Duzend potentieller Samenspender ausmachen, die alleine durch einen eindeutigen Blick von ihr zu allem bereit gewesen wären. Bis vor ein paar Wochen hatte sich Miriam gerne von dem einen oder anderen verführen lassen, aber dank Sven musste sie sich nicht mehr jeden Abend auf einen anderen Typen einlassen. Sie schaute bewusst auf ihre Schuhspitzen bis sich die Gruppe am Ende der Rolltreppe auflöste.
    
    ***
    
    Zwei Straßen weiter wartete Sven auf sie, so wie sie es abgesprochen hatten. Miriam balancierte das vollgepackte Tablett durch das McDonalds Restaurant und sah Sven von Weitem an einem freien Tisch sitzen.
    
    »Hey, Schatz.«
    
    »Es ist unglaublich, was du alles in dich reinstopfen kannst«, sagte Sven und küsste sie zur Begrüßung.
    
    »Ein Big Mac deckt die Hälfte des Tagesbedarfs an Vitamin C, also muss ich ...
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