1. Deus ex machina Teil 06


    Datum: 28.09.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byUnfein

    „Sir..."
    
    „Sir, wachen Sie bitte auf..."
    
    Dumpf und weit entfernt klang Selens Stimme.
    
    Greg rekelte sich auf der Liege, öffnete mühsam seine Augen.
    
    „Was ist, Sel?", fragte er schlaftrunken.
    
    „Es ist an der Zeit. Wir müssen jetzt los."
    
    „Jetzt schon? Aber ich bin doch gerade erst eingenickt."
    
    „Ja, Kommandant. Sonst schaffen wir es nicht pünktlich. Sie haben exakt eine Stunde und 12 Sekunden geschlafen."
    
    „Wirklich? Es kam mir kürzer vor."
    
    Er richtete sich auf, gähnte, streckte sich und setzte sich quer auf die Liege, musterte sie müde mit seinen stahlgrauen Augen.
    
    „Ich habe überlegt, Sel ...", meinte er und rieb nachdenklich seinen linken Nasenflügel.
    
    „Vielleicht wäre es besser, wenn Du allein fliegst."
    
    „Sir?"
    
    Die Androidin legte den Kopf leicht schräg und schaute ihn fragend an.
    
    „Ich bin hier bei Simon gut aufgehoben und in Sicherheit.", erklärte der Kommandant.
    
    „Du kommst gut alleine klar und ich würde Dir vermutlich nur im Wege stehen. Außerdem habe ich keine große Lust, Dir beim Abtragen Deiner Schulden bei den Bikern zuzuschauen. Und dieser „Mindfuck"-Computernerd ist schließlich Dein Kontaktmann. Ich kenne ihn ja überhaupt nicht."
    
    „Okay. Wie sie möchten, Sir.", nahm Selen seine durchaus logischen und stichhaltigen Überlegungen an, auch wenn es ihr nicht ganz behagte, alleine loszuziehen und ihn bei dem Hehler zurück zu lassen.
    
    „Dann werde ich mich jetzt auf den Weg machen."
    
    „Tu das. Und bring mir was Schönes aus East End ...
    ... mit."
    
    „Ich verstehe nicht ganz, Sir. Könnten Sie Ihre Aussage bitte präzisieren? Was soll ich Schönes mitbringen?"
    
    „Irgendetwas Nettes, was Dir auf den Kopf fällt."
    
    „Etwas Nettes, was mir auf den Kopf fällt?", echote Sel verständnislos.
    
    „Wozu soll das gut sein?"
    
    Greg begann zu grinsen.
    
    „Ach, Sel ... Du solltest einmal Dein Repertoire an Redewendungen erweitern. Es bedeutet, Du sollst mir irgendein kleines Geschenk mitbringen, wenn Du unterwegs etwas Passendes findest."
    
    „Oh. Jetzt verstehe ich, Sir. Ich werde schauen, ob ich etwas Interessantes auftreiben kann."
    
    „Fein. Überrasche mich."
    
    Die Androidin vollführte eine angedeutete Verbeugung, wandte sich um und ging zielstrebig zu dem kleinen Hangar mit dem Airbikes. Auf ihrem Weg dorthin begegnete sie Simon, der gerade mit einem schillernden Gorn „Stöckchen holen" am Rand der ausgedehnten Bionikanlage spielte.
    
    Die friedlichen, zahmen Geschöpfe vom Planeten Caprica waren im Augenblick der Renner unter den Haustieren. Die großäugigen, knapp handtellergroßen, fledermausähnlichen Wesen mit ihrem üppigen, weichen, irisierenden Fell stellten eine echte Augenweide dar, der man sich schwer entziehen konnte, musste die Androidin neidlos anerkennen.
    
    Der weißhaarige Mann warf erneut und das putzige Tierchen flatterte, unter begeistertem Fiepen, in Höchstgeschwindigkeit dem fliegenden Ast hinterher. Noch bevor dieser den Boden berührte, hatte es ihn bereits mit seinen kleinen, spitzen Zähnchen ergriffen und ...
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